Dr. Herbert Knorr leitet seit rund 20 Jahren das Festival "Mord am Hellweg". Foto: Christina Förster
29.04.2020

„Es gibt positive Signale“

Nach mehr als 25 Jahren an der Spitze des Westfälischen Literaturbüros in Unna hat Dr. Herbert Knorr am 1. Mai die Leitung an seinen bisherigen Stellvertreter Heiner Remmert abgegeben. Im Interview mit westfalenspiegel.de spricht der Kulturmanager über seinen Abschied und über Kultur in Zeiten von Corona.

Herr Dr. Knorr, Ihre letzten Tage als Leiter des Westfälischen Literaturbüros in Unna wurden von der Corona-Krise dominiert. Vor einigen Tagen wurde das Krimifestival „Mord am Hellweg“ abgesagt, das unter Ihrer Leitung im Herbst stattfinden sollte. Wie schwer war diese Entscheidung?
Sie war sehr schmerzhaft. Seit rund sechs Wochen beschäftigen wir uns vor allem mit Schadenbegrenzung. Dabei ging es auch darum, in der Krise die Existenz des Westfälischen Literaturbüros zu retten. Die zusammen mit der Stadt Unna gefällte Entscheidung, „Mord am Hellweg“ auf 2021 zu verschieben, ist uns nicht leicht gefallen. Angesichts zunehmender weltweiter Absagen von Autoren, der massiven Einschränkungen für Veranstaltungen und des großen finanziellen Risikos, das damit verbunden ist, war die Absage jedoch notwendig. Wir werden unsere Kraft nun einsetzen, um gemeinsam mit allen beteiligten Partnern im nächsten Jahr ein tolles Festival auf die Beine zu stellen.

Welche Folgen wird die Corona-Krise für die Literaturszene haben?
Wir alle leiden unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Selbst wenn das kulturelle Leben wieder in Gang kommt, wird es sicherlich Brüche und Verluste geben. Wir als Literaturbüro werden alles tun, um Autoren, die nun unter Veranstaltungsabsagen leiden, zu helfen. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei natürlich, dass unser wichtigster Geldgeber, das Land NRW, zu den Zusagen steht und uns unterstützen wird, wenn es zum Beispiel darum geht, Projekte und Programme nachzuholen. Da gibt es schon sehr positive Signale.

Herbert Knorr (links) zusammen mit seinem Nachfolger Heiner Remmert. Foto: wlb

Herbert Knorr (links) zusammen mit seinem Nachfolger Heiner Remmert. Foto: wlb

Ihre offizielle Verabschiedung als Leiter des Literaturbüros fällt nun aus.
Ja, die ist erst einmal ausgesetzt. Selbst einen Ausstand unter Kollegen wird es vorerst nicht geben, weil viele Mitarbeiter des Büros nun im Homeoffice arbeiten. Aber das ist nicht wichtig. Ich bleibe dem Literaturbüro ohnehin als Berater weiterhin verbunden und bleibe „Mord am Hellweg“ als Mitglied der Festivalleitung auch in Zukunft erhalten. Darüber hinaus freue ich mich darauf, wieder mehr Zeit für meine literarische Tätigkeit als Krimiautor zu haben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Westfälischen Literaturbüros?
Grundsätzlich sind wir als Büro sehr gut aufgestellt und in den vergangenen Jahren sogar stark gewachsen. Vorausgesetzt die Krise durch die Pandemie wird für das Literaturbüro letztlich keine größeren Folgen haben, wird diese Arbeit auf Jahre hin gesichert sein, denn viele neue Projekte sind schon auf den Weg gebracht. Das befriedigt mich als ein Ergebnis meiner Tätigkeit sehr. Darüber hinaus haben wir es geschafft, das Netzwerk „literaturland westfalen“ fest zu verankern. Es ist sogar zum Vorbild für andere Regionen geworden. Persönlich freue ich mich besonders über den Erfolg der Ferienakademie, in der Kinder und Jugendliche gemeinsam mit erfahrenen Autoren an ihren Texten arbeiten und die 2021 seit 25 Jahren besteht. Ich hoffe, dass es dieses Programm noch lange geben wird.

Interview: Annette Kiehl / wsp

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