Keine Warteschlangen mehr: Die Impfstelle des Kreises Coesfeld in Lüdinghausen. Foto: DRK Kreisverband
25.02.2022

„Es herrscht Impfmüdigkeit“

79,9 Prozent der Bevölkerung in Westfalen sind vollständig gegen Corona geimpft. Damit liegt die Region leicht über dem bundesdeutschen Schnitt von 75,2 Prozent und dem landesweiten Schnitt von 78,2 Prozent der Menschen, die mindestens zwei Impfdosen erhalten haben. Die Zahl der Impfungen sinkt seit Jahresbeginn jedoch deutlich. Wie stellen sich die Städte darauf ein?

Insgesamt mehr als 17,6 Millionen Impfungen gegen Covid-19 wurden bislang in Westfalen verabreicht. Den Höhepunkt erreichte die Impfkampagne Mitte Dezember 2021 mit fast 800.000 Corona-Schutzimpfungen wöchentlich. Der „Booster“, also die Drittimpfung, führte zu zahlreichen Impfangeboten in Zentren, bei Ärzten und durch mobile Impfteams – und zu einer großen Nachfrage. Schlangen vor den Impfstellen gibt es mittlerweile aber kaum mehr. In der Vorwoche registrierte das Robert-Koch-Institut in der Region nur noch rund 132.000 Impfungen. Das zeigt eine Auswertung der Statistik-Abteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) für den WESTFALENSPIEGEL.

Impfmobile fahren nicht mehr

Der Kreis Olpe hat eine der höchsten Impfquoten in NRW: Knapp 90 Prozent der Bevölkerung sind dort vollständig geimpft. Auch im Kreis Olpe ist das Impfgeschehen „stark rückläufig. Zurzeit werden im Schnitt rund 20 Prozent der Vorweihnachtszahlen erreicht“, so die Kreisverwaltung. Dort steht man nun vor der Herausforderung, das Impfangebot weiterhin vorzuhalten, den Umfang jedoch anzupassen. Aktuell ist das Impfzentrum in Attendorn an fünf Tagen pro Woche geöffnet, ab März sollen sich dort nur noch von Freitag bis Sonntag die Türen öffnen. Das Impfmobil steht bereits still. 

In vielen Städten und Kreisen sind die Impfstellen nicht ausgelastet. Der Kreis Gütersloh berichtet von derzeit 300 bis 350 Impfungen täglich – möglich wären mehr als 1000. Der Kreis Soest öffnet seine Impfstelle aufgrund der „sehr geringen Nachfrage“ ab März nur noch an zwei Tagen. Man reagiere damit auf Vorgaben des NRW-Gesundheitsministeriums, die Ressourcen wirtschaftlich einzusetzen, heißt es. Dortmund liegt mit einer Impfquote von 81,4 Prozent vollständig geimpfter Personen leicht über dem Durchschnitt in der Region. Auch dort wurden aufgrund der sinkenden Nachfrage bereits Impfstraßen geschlossen.

Fast 8000 Impfungen wurden seit November in zwei Impfbussen im Märkischen Kreis gesetzt. Nun ist nur noch ein Bus unterwegs. Foto: Hendrik Klein / Märkischer Kreis

Fast 8000 Impfungen wurden seit November in zwei Impfbussen im Märkischen Kreis gesetzt. Nun ist dort nur noch ein Bus unterwegs. Foto: Hendrik Klein / Märkischer Kreis

Im Kreis Coesfeld ist das Deutsche Rote Kreuz für die Organisation von Impfstellen und -aktionen verantwortlich. 40.000 Impfungen wurden dort unter Regie der Hilfsorganisation seit November gesetzt. Es gab Angebote an Wochenenden, in den Abendstunden oder auch durch mobile Teams, um möglichst viele Menschen zu erreichen, berichtet Christoph Schlütermann, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Coesfeld. Während aber im Dezember noch Impfrekorde im Kreis Coesfeld vermeldet wurden, herrsche nun eine „Impfmüdigkeit“ in der Bevölkerung. „Wir sehen, dass wir bestimmte Personengruppen nicht erreichen. Auch die Nachfrage nach dem Booster ist deutlich zurückgegangen“, so Schlütermann.

Bereits in den vergangenen Wochen wurde das Impfangebot im Kreis zurückgefahren, am heutigen Freitag wird die Impfstelle im Berufskolleg in Coesfeld zum letzten Mal öffnen. Neben Ärzten und Apotheken wird der Kreis dann weiterhin in eigener Regie Impfungen anbieten. Ob die großflächigen Impfangebote im Verlauf des Jahres wieder aktiviert werden? Städte und Kreise halten dies für durchaus möglich. Es werde gemäß der Vorgaben des Landes eine Basisversorgung aufrechterhalten, heißt es von den Kommunen. Der DRK Kreisverband Coesfeld zieht sich Ende Februar ganz aus dem Betrieb der Impfangebote zurück. „Wir als DRK haben unseren Auftrag erfüllt. Nun müssen wir unsere Kräfte für andere Aufgaben bündeln“, so der Vorstand.

aki, wsp

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