27.07.2012

„Europablume“ und „Schafherde“: Wie gefährlich ist die Kunst im Kreisverkehr?

Westfalen (wh). Von der "Europablume" in Arnsberg über den Bad Berleburger Braunbär bis zur skulpturalen Schafherde in Senne bei Bielefeld: Der Kreisverkehr ist in Westfalen ein beliebter Standort für Kunstwerke " allerdings ist das Konzept zunehmend umstritten.
Nach der tödlichen Kollision eines Autofahrers mit einer Flugzeugskulptur in einem Kreisel bei Freiburg, erlaubt das Land Baden-Württemberg keine starren Hindernisse mehr auf Kreisverkehrsflächen außerhalb von Ortschaften und lässt unfallträchtige Kunstwerke abbauen. Hintergrund für den Erlass ist eine EU-Richtlinie von 2008 für mehr Sicherheit im Straßenverkehr; demnach ist die Kreiselkunst eine potenzielle Gefahr für Autofahrer. Als problematisch gelten vor allem Kreisel an Landstraßen, auf die Autofahrer unter Umständen bei Dunkelheit und mit hoher Geschwindigkeit zufahren.
Solche Punkte hat Wolfgang Mattner, Referent für Straßenentwurf beim Landesbetrieb Straßen.NRW, im Blick. Soll ein Bauwerk einen Kreisverkehr verschönern, überprüfen die Ingenieure die Planung. "Die Diskussion im Vorfeld ist unser ständiges Geschäft. Es geht nicht darum, Kunst zu verhindern, aber die Verkehrssicherheit hat oberste Priorität", macht er deutlich. "Wenn spitze Gegenstände herausragen oder etwas sehr massiv gebaut ist, mit Beton, Stein oder Stahlträgern, kann das Kunstwerk bei einem Unfall zum tödlichen Hindernis werden", erklärt Mattner. Mit einigen Tricks kann die Kreiselkunst jedoch verkehrssicher werden, berichtet der Fachmann: "Ein Buckel, auf dem das Objekt steht, oder ein Kiesbett können im Notfall das Fahrzeug bremsen. Das war in Baden-Württemberg wohl nicht der Fall."
Kunstwerke im Kreisverkehr sind in der Regel keine Gefahr, sondern erhöhen mitunter sogar die Sicherheit, ist Peter Meintz, Sprecher des ADAC Westfalen, überzeugt. "Kreisverkehre sind die sichersten Knotenpunkte und schneiden besser ab als Kreuzungen mit oder ohne Ampel", sagt er und berichtet von Erfahrungen seines Verbandes: "Unfälle passieren dort fast ausschließlich durch falsches Fahrverhalten aufgrund von zum Beispiel Alkohol, Müdigkeit oder fehlender Aufmerksamkeit. Die Kunst ist nicht schuld."
Vielmehr könnten Skulpturen als Blickfang an Landstraßen, Autobahnen oder auch im Kreisverkehr helfen, monotone Strecken aufzulockern und die Aufmerksamkeit zu erhöhen, gibt Meintz zu bedenken. "Die Voraussetzung dafür, dass ein Kreisverkehr funktioniert, ist, dass dieser richtig und entsprechend dem Verkehrsaufkommen konstruiert ist und das schließt das Kunstwerk natürlich ein."

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Kultur, Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin