27.02.2015

Fehlende Proberichter in Westfalen: Bewerber streben in die Großstädte

Westfalen (wh). In Westfalen sind mehr als 30 Stellen für Proberichter unbesetzt, da es zu wenige qualifizierte Bewerber gibt. Im Rheinland gibt es hingegen kaum freie Stellen.

Im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm, der im Wesentlichen der Region Westfalen entspricht, sind derzeit noch 38 Stellen für Proberichter zu besetzen, berichtete NRW-Justizminister Thomas Kutschaty im Landtagsrechtsausschuss. Seine Erklärung: Der Rückgang von Jura-Absolventen wirkt sich vor allem auf den OLG-Bezirk Hamm aus, denn Bewerber streben in die größeren Städte, insbesondere an Standorte juristischer Fakultäten. "Dies verleiht gerade den an der Rheinschiene gelegenen Bezirken Düsseldorf und Köln im Vergleich zum Bezirk Hamm einen Standortvorteil", schreibt der Minister in einem Bericht zur Einstellungssituation.

Der "Flächenbezirk" Hamm mit "ausgedehnten ländlichen Bereichen" habe hier das Nachsehen. Die Zahl der Bewerbungen für den richterlichen Dienst ist laut einer Statistik des OLG Hamm dort von 357 im Jahr 2009 auf 203 in 2013 gesunken.

Die Qualifikationen der Proberichter in Westfalen und im Rheinland unterscheiden sich ebenfalls, berichtete Minister Kutschaty dem Rechtsausschuss: 2014 verfügten zwei Drittel der neu eingestellten Richter und Staatsanwälte im OLG-Bezirk Hamm über eine Prädikatsnote, schlossen das zweite Staatsexamen also mindestens mit "voll befriedigend" ab. In den OLG-Bezirken Düsseldorf und Köln verfügten mehr als 90 Prozent der neu eingestellten Bewerber im richterlichen Dienst über ein Prädikatsexamen.

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, verstärke das OLG Hamm seine Zusammenarbeit mit juristischen Fakultäten und werbe um Referendare, berichtete der Minister bereits vor rund einem Jahr.

Der OLG-Bezirk Hamm deckt die Region Westfalen ab. Außerdem zählt auch der rheinländische Landgerichtsbezirk Essen dazu.

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