„Fest an der Seite der Ukraine“
Die Erschütterung über den Krieg in der Ukraine ist auch in Westfalen groß. Bürgermeister erklären Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtenden.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst twitterte: „Russland hat den Krieg zurück nach Europa gebracht. Wir verurteilen den Angriff auf die Ukraine aufs Schärfste. Die Weltgemeinschaft muss jetzt unmissverständlich und deutlich reagieren. Nordrhein-Westfalen steht fest an der Seite der Ukraine.“
Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben bei einigen Ausländerstellen der Städte und Gemeinden die Nachfragen zu Asyl für ukrainische Bürgerinnen und Bürger zugenommen. Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner sicherte bereits zu, flüchtende Menschen aus der Ukraine aufnehmen zu wollen. „Was wir als Kommune und ich als Bürgermeister tun können, werden wir machen. Bereits morgen werden wir uns über Möglichkeiten der Aufnahme flüchtender ukrainischer Staatsbürger*innen abstimmen und alle notwendigen Vorbereitungen koordinieren“, so Bittner. Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster und Präsident des Deutschen Städtetags, machte deutlich, dass die Städte fest an der Seite der Ukraine stehen. Er erwarte, dass der russische Einmarsch viele Menschen zur Flucht zwingen werde. „Die Städte sind bereit und darauf eingestellt, den betroffenen Menschen Unterkunft und Schutz zu gewähren“, so Lewe.
Demonstration und Friedensgebete
In Münster haben verschiedene Gruppen für Samstag, 26. Februar, von 11 bis 13 Uhr zur Kundgebung „Die Waffen nieder! Nein zum Krieg!“ vor dem historischen Rathaus aufgerufen. In Dortmund hat der Regisseur Adolf Winkelmann, Schöpfer der „fliegenden Bilder“ auf der Dachkrone des Dortmunder U, das stündliche Motiv verändert. Anstatt der Brieftauben zeigen sich ab sofort weiße Tauben. „Für mich sind sie ein Symbol des Friedens und damit auch eine Mahnung zum Frieden“, so Winkelmann.
Um ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu setzen, werden die Dortmunder Philharmoniker für das 7. Philharmonische Konzert eine Programmänderung vornehmen und am Anfang des Konzertes die ukrainische Nationalhymne spielen. „Viele unserer Kolleginnen und Kollegen stammen selbst aus der Ukraine und Russland und haben Verwandte in den beiden Ländern. In den Sparten des Dortmunder Opernhauses arbeiten wir kollegial und freundschaftlich miteinander. Dass Krieg im 21. Jahrhundert in Europa wieder möglich ist, stimmt uns traurig und macht uns fassungslos“, so das Theater Dortmund.
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, rief ebenso zu einem Friedensgebet auf wie das Bistum Münster. Kurschus sagte: „Erschüttert und sprachlos stehen wir vor den Angriffen auf die Ukraine. Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Menschen, die nun um Leib und Leben fürchten und die erleben, wie Leid und Tod in ihre Städte und Dörfer einziehen.“
Der Krieg in Osteuropa trifft auch die heimische Wirtschaft. Zahlreiche Unternehmen unterhalten Geschäftsbeziehungen in die Krisenregionen oder haben dort Produktionsstätten. „Jeder Konflikt belastet nicht nur die betroffenen Regionen und Menschen, sondern auch die Perspektive auf langfristig stabile Wirtschaftsbeziehungen. Es steht zu befürchten, dass durch diesen Konflikt eine Sanktionsspirale in Gang gesetzt wird und der Zugang zu den dortigen Märkten für etliche Unternehmen kurz- bis mittelfristig schwieriger wird. Deshalb hoffen wir weiterhin auf eine diplomatische Lösung“, sagt Harald Grefe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld.
Im dortigen Kammerbezirk unterhalten etwa 350 Unternehmen Wirtschaftsbeziehungen zu Russland, 150 davon haben Niederlassungen und Produktionsstätten vor Ort. Auch zur Ukraine gibt es wichtige Geschäftsbeziehungen. Immerhin rund 200 Unternehmen aus Ostwestfalen sind dort aktiv, etwa 20 davon haben Niederlassungen oder Produktionsstätten vor Ort.
Auch die südwestfälischen Unternehmen blicken sorgenvoll auf die Ukraine. Es sei damit zu rechnen, dass nach dem Ausbruch des Krieges weitere Sanktionen folgen werden, die den Handel mit Russland zum Erliegen bringen, erklärt der Außenhandelsexperte der Südwestfälischen IHK, Frank Herrmann. Mit steigenden Energiepreisen komme ein weiteres Problem auf die Unternehmen zu. „Das treibt die Kosten weiter hoch. Gerade bei den zahlreichen Unternehmen in der Region, die sehr energieintensiv produzieren“, sagt Herrmann.
Friedenszeichen aus Münster
Schon am Mittwoch hatten die Stadtoberhäupter von Münster und Osnabrück angesichts der bedrohlichen Lage in der Ukraine im Friedensaal des Historischen Rathauses in Münster ein gemeinsames Friedenszeichen gesetzt. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe und seine Osnabrücker Amtskollegin Katharina Pötter entzündeten ein Friedenslicht. „Erneut stehen wir in Europa vor einem Konflikt, in dem die Verständigung schwierig und die Positionen unüberwindbar scheinen. Die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden rufen uns immer wieder die entscheidende Bedeutung der Diplomatie ins Gedächtnis und mahnen uns, dass der Dialog nicht abreißen darf“, sagte Lewe. Pötter ergänzte: „Als Träger des Europäischen Kulturerbe-Siegels fühlen sich Osnabrück und Münster Europa und dem Frieden auf unserem Kontinent in besonderer Weise verpflichtet. Als Stätten des Westfälischen Friedens möchten wir an die gemeinsame Geschichte und an die Werte Europas erinnern und ein Signal für den Frieden senden.“
jüb/wsp