Mit der Lichtshow „Longing for peace“ wurde der Abschluss des Jubiläumsjahres „375 Jahre Westfälischer Friede“ in Münster gefeiert. Foto: Stadt Münster / Witte
26.10.2023

Finale für das Friedensjubiläum

Das Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Friede“ hat in Münster und Osnabrück seinen Abschluss gefeiert. 

Vier internationale Expertinnen und Experten, darunter Prof. Dan Smith, Direktor des Friedensforschungsinstitutes SIPRI in Stockholm und die liberianische Friedensnobelpreisträgerin Leyhma Gbowe, diskutierten am Jubiläumstag des Friedensschlusses mit ARD-Moderator Georg Restle beim „Westphalian Peace Summit“ im Theater Münster über aktuelle Kriege und Wege zum Frieden. Ernüchterung über die steigende Zahl bewaffneter Konflikte weltweit dominierte die Runde, doch es gab auch positive Akzente: Gbowee berichtete, wie sich die Friedensbewegung aktiv gegen den Bürgerkrieg in ihrem Heimatland stellte: „Die Grundsätze unserer Friedensbewegung kann man überall auf der Welt kopieren”, so die Friedensaktivistin. Im Ringen um den Frieden gebe es keinen Unterschied zwischen dem Globalen Norden und Süden – die Menschenrechte seien universal.

Zu Gast beim "Westphalian Peace Summit” im Theater Münster: (v.l.) Elmar Theveßen (ZDF-Studio Washington D.C.), Moderator Georg Restle (ARD-Magazin "Monitor”), Prof. Ummu Salma Bava, Expertin für Europäische Studien an der Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi, Marcus Lenzen (UN Peacebuilding Fund, New York), Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee, Friedensforscher Prof. Dan Smith (SIPRI, Stockholm), Prof. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europa-Parlaments a.D. und Schirmherr des "Westphalian Peace Summit” sowie Dr. Thomas Held, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Foto: Stadt Münster / Reiners

Zu Gast beim „Westphalian Peace Summit“ im Theater Münster: (v.l.) Elmar Theveßen (ZDF-Studio Washington D.C.), Moderator Georg Restle (ARD-Magazin „Monitor”), Prof. Ummu Salma Bava, Expertin für Europäische Studien an der Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi, Marcus Lenzen (UN Peacebuilding Fund, New York), Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee, Friedensforscher Prof. Dan Smith (SIPRI, Stockholm), Prof. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europa-Parlaments a.D. und Schirmherr des „Westphalian Peace Summit“ sowie Dr. Thomas Held, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Foto: Stadt Münster / Reiners

„Frieden unter Gleichen“

Glockengeläut von Lambertikirche und Paulus-Dom stimmte am Dienstagabend in Münster auf die Licht- und Klanginstallation „Longing for Peace“ ein. Danach erhellten bunte Laserprojektionen die Giebel des abgedunkelten Prinzipalmarkts. Symbolische Bilder und große Schriftzüge erzählten von Kriegen, die die Welt erschüttern, vom im Zweiten Weltkrieg zerstörten Münster ebenso wie von aktuellen Konflikten. Historische Ansichten zum Westfälischen Frieden erschienen auf den Giebelhäusern, ebenso wie Zitate über den Wert des Friedens in der Welt. Ein Ensemble aus internationalen Musikerinnen und Musikern improvisierte dazu. „Es galt damals schon als ein Wunder, diesen Frieden zu schließen. Und es war das erste Mal, dass durch Verhandlungen ein Frieden unter Gleichen geschlossen wurde“, erinnerte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe an den historischen Tag des Friedensschlusses am 24. Oktober 1648.


Vor 375 Jahren wurde der Westfälische Friede beschlossen. Lesen Sie in unserem exklusiven Interview mit der Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger, warum er so wichtig war – und bis heute beispiellos ist:
„Sie sprachen von einem Wunder“


Am 25. Oktober wurde mit dem „Osnabrücker Friedenssingen“ hinter der Landesgrenze der Verkündigung des Westfälischen Friedens gedacht. Das Ereignis geht auf den Lobgesang zurück, den das Volk vor 375 Jahren anlässlich des Friedensschlusses in Osnabrück anstimmte. Rund 2000 Menschen stimmten auf dem Markt ein, darunter auch Altbundespräsident Christian Wulff. Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter begrüßte ihren Münsteraner Amtskollegen Markus Lewe. Fünf Jahren lang hatten die Gesandten in Münster und Osnabrück um Frieden gerungen, bis er vor genau 375 Jahren endlich Wirklichkeit wurde. „Eine der großen Erkenntnisse dieses Jubiläums ist, dass der Westfälische Frieden der Sehnsucht ein Ziel gibt, und zwar die Hoffnung auch die Konflikte der heutigen Welt zu gegebener Zeit lösen zu können“, sagte Lewe. Das bestätigte auch Pötter: „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass Frieden möglich ist. Es scheint leicht zu sein, einen Krieg zu beginnen und schwer ihn zu beenden. Aber es ist machbar, das hat der Westfälische Frieden gezeigt.“

Der Osnabrücker Markt beim Friedenssingen zum Jahrestag „375 Jahre Westfälischer Frieden“. Foto: LionSchlenter@WACH.studio

Der Osnabrücker Markt beim Friedenssingen zum Jahrestag „375 Jahre Westfälischer Frieden“. Foto: LionSchlenter@WACH.studio

Anlässlich des Jubiläumsjahres hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit Unterstützung der LWL-Kulturstiftung und der Stiftung Westfalen-Initiative einen Animationsfilm produziert, der zum Jubiläumstag im Historischen Rathaus in Münster vorgestellt wurde und online auf  YouTube zu sehen ist. Der Kurzfilm mit dem Titel „Pax Westphalica“ schildert die historischen Ereignisse in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Im Fokus stehen die Friedensverhandlungen, die während des Kriegs unvermindert andauerten. Die unmittelbaren und langfristigen Auswirkungen des Friedensschlusses für die Geschichte Europas erzählt der Film in einem Ausblick: Der Westfälische Frieden beendete 1648 nicht nur den Dreißigjährigen Krieg, er trug langfristig auch zur politischen Stabilisierung Europas und zur Entwicklung des Völkerrechts bei und wurde so zum Vorbild für spätere internationale Friedenskonferenzen.

wsp

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