
Finanzspritze für die Kultur
Die Landesregierung stellt mehr Fördergelder als geplant für die Regionalen Kultur Programme (RKP) zu Verfügung. Das ermöglicht weitere Projekte im ländlichen Raum.
774.060 Euro an Fördermitteln fließen 2025 in Kunst- und Kulturprojekte im Münsterland, das sind 187.500 Euro mehr als noch im Dezember angekündigt wurde. Insgesamt können 24 Projekte damit finanziert werden. „Der Weg zur Bewilligung war ein ungewöhnlicher: Elf Projekte sind jetzt nachgerückt“, sagt Andre Sebastian, Leiter des Kulturbüros beim Münsterland e.V., das die Kulturschaffenden bei der Antragstellung berät. Unterstützung erhält nun zum Beispiel das Netzwerk „Stadt.Land.Bühne“, das Produktionen der freien Szene nach Bocholt, Oelde, Neuenkirchen, Dülmen und an den Stadtrand von Münster bringt. Hier war das Bedauern im Dezember groß, als zunächst keine Fördergelder zur Verfügung standen. Das Netzwerk habe bereits in der Vergangenheit dazu beigetragen, Bühnenkunst im ländlichem Raum zu zeigen und damit die Zusammenarbeit zwischen Kommunen gefördert, heißt es.
Verdopplung der Fördermittel in Ostwestfalen
In Ostwestfalen können fast doppelt so viele Kulturprojekte wie geplant gefördert werden. Hier verdoppelte das Land die Fördermittel von 128.800 auf 286.670 Euro. „Eine große Erleichterung für das Kulturbüro OWL und die Kulturschaffenden in der Region“, heißt es von der OstWestfalenLippe GmbH. Die Projekte, die nun in der Region verwirklicht werden können, reichen von bildender Kunst über Festivals bis hin zu Netzwerkarbeit. Darunter sind ein generationsübergreifenden Musikprojekt für Kita Kinder und Demenzerkrankte in Bielefeld und Umgebung („Hol mal Feuer, Prometheus“) und das Literaturfestival LIT OWL 25. „Diese Vielfalt unterstreicht die hohe Qualität der Kulturlandschaft in OWL“, so die OWL GmbH. Auch in der Kultur Region Südwestfalen reagiert man erleichtert. Dort wurde mit einer Kürzung der Fördergelder um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr gerechnet, nun sind es lediglich vier Prozent. Insgesamt stehen aktuell 284.000 Euro zur Verfügung. Finanziert werden kann davon unter anderem das erste inklusive Theaterfestival Südwestfalen PeriFair, das beinahe dem „Rotstift“ zum Opfer gefallen wäre. Nun ist die Veranstaltung für 2026 in Lüdenscheid geplant. Koordinatorin Susanne Böcking betont die Bedeutung der Kulturprojekte: „Bei uns in Südwestfalen geht es auch um die Tatsache, dass die Region gerade vor einem strukturellen Wandel steht und unbedingt Maßnahmen braucht, um diesen positiv zu gestalten und neue Aussichten zu geben.“
Förderung für „Spirituellen Sommer“
Deutlich schlechter ist die Stimmung im Sauerland. Dort habe es keine Nachfinanzierung von Seiten des Landes beim RKP gegeben, berichtet Wolfgang Meier vom Kulturbüro Sauerland. Hintergrund sei das Auswahlverfahren: In den einzelnen Kulturregionen bewerten Jurys die Bewerber und erstellen eine Art Rangliste der zu fördernden Projekte. Das Land vergibt dann dementsprechend die Fördermittel. Im Sauerland sei die Bewertung durch das Auswahlgremium „sehr kritisch“ ausgefallen, so Meier. In der ersten Förderrunde wurden immerhin rund 161.000 Euro für Kultur im Sauerland bewilligt, darunter die Reihe „Spiritueller Sommer“. Bei der zweiten Finanzierungsrunde habe das Land jedoch den Projekten anderer Kulturregionen den Vorzug gegeben. Anders ist die Situation auch in der Kulturregion Hellweg. Dort freute man sich Ende vergangenen Jahres über einen Anstieg des Fördervolumens. Die Nachfinanzierung des Landes ermöglichte sogar die Finanzierung eines weiteren Projektes.
Eine besondere Stellung unter den Kulturregionen hat das Ruhrgebiet. Hier wird im Rahmen des Regionalen Kultur Programms ausschließlich die freie Szene gefördert. Der Umfang der Fördermittel sei 2025 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich gesunken, sagt Matthias Schliewe vom Netzwerk ecce. „Der Rückgang um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr bewegt sich im Rahmen der normalen Schwankungen, daher gab es auch keine Nachjustierung von Seiten des Landes.“ Die Bandbreite der geförderten Projekte ist groß, darunter das Festival Klezmer Welten oder auch das Filmfestival Docs Ruhr.
Insgesamt hat die Landesregierung 4,58 Millionen Euro für die Programme in den zehn Kulturregionen in NRW in den Haushalt eingestellt. Ende vergangenen Jahres war diese Summe noch um 835.000 Euro niedriger. Lesen Sie hier mehr über den Kulturhaushalt des Landes NRW in einem Artikel aus dem Dezember 2024.
Annette Kiehl, wsp