Ehemalige Werkarbeiter in der westfälischen Fleischindustrie sind nun zum Großteil bei den Unternehmen fest angestellt worden. Foto: Tönnies
08.01.2021

Fleischindustrie: Gesetz zeigt Wirkung

Die Zahl der Festanstellungen in der westfälischen Fleischindustrie ist zum Jahreswechsel deutlich gestiegen. Grund dafür ist ein neues Gesetz.

Das seit Jahresanfang geltende Gesetz für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche hat allein bei den Großunternehmen Tönnies und Westfleisch für die Anstellung von etwa 9000 Beschäftigten gesorgt, die bisher extern über Werkverträge für die Betriebe gearbeitet haben. Bei Westfleisch stieg die Zahl der Stammbelegschaft dadurch um 3000 auf nun 7000 Beschäftigte. Bei Tönnies wurden rund 6000 Menschen aus Werkvertragsverhältnissen fest angestellt, teilen die Unternehmen auf Anfrage mit.

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) begrüßt das neue Gesetz, das Werkverträge in Schlachtung und Zerlegung in den großen Unternehmen verbietet. „Man kann das nur absolut positiv bewerten. Es ist ein großer Schritt für die Menschen, die jahrelang für diese Anerkennung gekämpft haben“, sagt Helge Adolphs, Geschäftsführer der NGG für die Region Münster. Gleichzeitig fordert er, dass die Einhaltung der neuen Regelungen in den Unternehmen nun auch konsequent überprüft werden. „Diese Kontrollen müssen stetig, engmaschig und umangekündigt erfolgen“, erklärt Adolphs im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL. Dafür müssten Kontrollbehörden dringend mit mehr Personal ausgestattet werden.

Wohnsituation soll verbessert werden

Die Fleischindustrie war im Frühjahr und Sommer während der Coronakrise wegen massenhafter Infektionen unter Druck geraten. Kritik gab es besonders an der Unterbringung der überwiegend osteuropäischen Werkarbeiter. Sie lebten teilweise auf engem Raum in Gemeinschaftsunterkünften. Für die Schlafstätten nahmen Subunternehmen zum Teil hohe Mieten.

Tönnies teilt nun mit, man wolle für die Angestellten guten und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. „Daher kaufen und mieten wir seit Sommer in enger Abstimmung mit den umliegenden Kommunen Wohnungen und Häuser, um diese zu renovieren, zu möblieren und sie unseren Angestellten zur Verfügung zu stellen“, so ein Sprecher des Unternehmens. Die Gewerkschaft NGG sieht das Bemühen der Unternehmen auch in diesem Bereich positiv. „Wir sehen bei der Verbesserung der Wohnsituation jetzt einen Anfang“, so Adolphs. Allerdings werde es Zeit brauchen, bis sich die Situation flächendeckend verbessert habe.

jüb/wsp

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