Das Nahmertal in Hohenlimburg wurde schwer von dem Hochwasser getroffen. Foto: Feuerwehr/Stadt Hagen
13.07.2023

Flut jährt sich zum zweiten Mal

Am 14. und 15. Juli 2021 verursachte die Starkregen-Katastrophe vor allem in Hagen und in Teilen des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie des Märkischen Kreises massive Zerstörungen. Zwei Jahre nach der Katastrophe sind viele, aber noch nicht alle Schäden beseitigt.

Ein Symbol für die Zerstörungskraft der Flut ist der 75 Meter hohe Büroturm der Agentur für Arbeit in Hagen. Mit 17 Etagen und 75 Metern Höhe war das Gebäude seit dem Bau Anfang der 1980er Jahre die höchste Agentur für Arbeit in Deutschland, zentral gegenüber dem Hagener Hauptbahnhof gelegen. Bis zum 14. Juli 2021. Der Tag vor dem Starkregen, den das Tief „Bernd“ über weite Teile Nordrhein-Westfalens und über Rheinland-Pfalz brachte, war der letzte Arbeitstag in dem Agenturhochhaus. Die über die Ufer tretende Volme überflutete in der Nacht zum 15. Juli den Keller des Gebäudes, zerstörte dort unter anderem Klima- und Brandschutztechnik sowie die Stromversorgung.

Keine Rückkehr in den Büroturm

Die rund 170 Mitarbeitenden sind seitdem verteilt auf mehrere Bürostandorte im Hagener Stadtgebiet und im Homeoffice. Eine Rückkehr in den Büroturm ist – laut aktuellem Stand – nicht geplant. Es soll einen neuen zentralen Standort für die Agentur geben mit zeitgemäßen Arbeitsbedingungen, heißt es dort. Die Zukunft des markanten Hochhauses ist ebenfalls ungewiss. Vor einigen Monaten wurde der Büroturm zum Kauf angeboten. Ein möglicher Investor müsse voraussichtlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag an Sanierungskosten und für den Hochwasserschutz rechnen, berichtet der Sprecher der Hagener Agentur für Arbeit, Ulrich Brauer. 

Der Turm der Arbeitsagentur Hagen steht seit der Flutkatastrophe leer. Foto: Arbeitsagentur Hagen

Der Turm der Arbeitsagentur Hagen steht seit der Flutkatastrophe leer. Foto: Arbeitsagentur Hagen

Im Raum Südwestfalen wurden vor zwei Jahren einige Städte von der Zerstörungskraft des Hochwassers überrascht. Altena, Gevelsberg und Ennepetal waren besonders stark betroffen. Allein Hagen zählte nach der Flutnacht 117 beschädigte oder zerstörte Straßen sowie 105 Brücken und Stützbauten mit zum Teil großen Schäden. Fast 100 städtische Gebäude, darunter Schulen und Kitas, Sporthallen und Verwaltungsgebäude, waren vom Hochwasser betroffen, 70 davon schwer. Auf insgesamt rund 83,5 Millionen Euro werden die Schäden an der städtischen Infrastruktur in Hagen aktuell geschätzt. Hinzu kommen mehrere tausend Schäden und Zerstörungen, die die Flut an Wohnhäusern und Privateigentum in Hagen verursacht hat, zeigen alleine die 4363 Anträge auf Soforthilfen, die unmittelbar nach der Katastrophe bei der Stadt Hagen gestellt wurden. 1350 Mal stellten Hagener Bürger Anträge auf Soforthilfe beim Land NRW.

Stillstand auf den Gleisen

Durch das Hochwasser der Volme ist auch die Volmetalbahn auf einem 25 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Rummenohl und Lüdenscheid-Brügge in Mitleidenschaft gezogen worden. Böschungsrutsche in der Flutnacht haben dazu geführt, dass Teile des Gleisunterbaus weggerutscht sind. Ein Bahndamm muss mit Stützwänden stabilisiert werden. Eine Brücke bei Brügge war so stark beschädigt das sie neu gebaut werden muss. Noch herrscht auf dem Abschnitt zwischen Rummenohl und Brügge daher Stillstand auf den Gleisen. Erst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 soll die neue Brücke freigegeben werden.

In Hagen ist der Großteil der Flutschäden beseitigt. Nun geht es um um einen besseren Schutz vor Hochwasser. In diesem Jahr soll ein Schutzkonzept für Volme, Ennepe, Selbecker und Harper Bach vorgestellt werden. An mehreren Uferläufen sind Überflutungsflächen geplant.

aki, wsp

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