Silvia Schneider leitet das Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit an der RUB. Foto: Svenja Hanusch
27.04.2023

Forschung zur psychischen Gesundheit

In Bochum nimmt das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) zum 1. Mai seine Arbeit auf. Bochum ist einer von bundesweit sechs Standorten der neuen Einrichtung. Dort rückt die psychische Gesundheit von Kindern im Ruhrgebiet in den Fokus. 

Am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sollen zunächst sieben Forschungsprojekte verwirklicht werden. Ein besonderes Augenmerk gelte der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Ballungsräumen, heiß es von der RUB. In der zweijährigen Aufbauphase stehen dem Bochumer Team 3,7 Millionen Euro zur Verfügung. Bochum ist der einzige DZPG-Standort in Nordrhein-Westfalen.

Insgesamt erhält das DZPG in den ersten beiden Jahren 4,8 Millionen Euro. Nach der Aufbauphase wollen Bund und Länder bis zu 30 Millionen Euro jährlich zuschießen. „Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit bedeutet einen Durchbruch für die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Es bietet erstmals die Chance, psychische Gesundheit nachhaltig zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Silvia Schneider, FBZ-Direktorin und Sprecherin des Bochumer DZPG-Standorts. Forschung und Praxis gingen dabei Hand in Hand.

Lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Fragen, denen die Forscherinnen und Forscher nachgehen, sind etwa: Wie entwickeln sich psychische Erkrankungen über die Lebensspanne hinweg? Wie stehen sie mit den Lebenswelten der Betroffenen – vor allem Arbeit, Schule und Familie – im Zusammenhang? Und wie können Therapien in Zukunft noch wirksamer gestaltet werden? Für den Bochumer Standort spielt die Lage mitten im Ruhrgebiet dabei eine wichtige Rolle. Denn: Viele Aspekte seien hier auch besonders akut. „Verglichen mit anderen Regionen sehen wir im Ruhrgebiet die längsten Wartezeiten für Psychotherapie und den höchsten Anteil stationärer Behandlungen für Depressionen“, sagt Schneider.

Hilfe für die Seele

Psychische Erkrankungen nehmen als Ursache für Krankschreibungen immer weiter zu. Woran liegt das und wo gibt es Hilfe?

Auch eines von drei Leuchtturm-Projekten innerhalb des DZPG ist in Bochum angesiedelt, genauer in Bochum-Wattenscheid: Unter dem Titel „Urban Mental Health“ soll untersucht werden, wie sich psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen abseits der Mittelschicht entwickelt – mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen in Ballungsräumen. Dabei sollen Familien aus benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen in den Blick genommen werden. Hier arbeiten Bildungseinrichtungen, Behörden, Kinderärzte und Psychotherapeuten zusammen, um die psychische Gesundheit junger Menschen mit gezielten Angeboten nachhaltig zu verbessern, heißt es weiter. Die Erkenntnisse sollen anschließend auf andere Städte übertragen werden.

Neben Bochum sind auch Berlin, Jena, Mannheim, München und Tübingen Standorte des DZPG.

wsp

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