Das Recklinghäuser Rathaus. Foto: Stadt Recklinghausen
17.04.2024

Forschungsobjekt Bürgermeister

Männlich, verheiratet und über 50 Jahre alt – diese Merkmale gelten für viele ehrenamtliche Bürgermeister, zeigt eine Studie der Ruhr-Universität Bochum. 

10.788 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gibt es in Deutschland, knapp 60 Prozent von ihnen üben ihr Amt als Ehrenamt aus. Für viele Bürgerinnen und Bürger sind sie ein erster Ansprechpartner, sie repräsentieren die Kommune bei Veranstaltungen und vermitteln zwischen Akteuren und Interessen. Für die Forschung waren diese Menschen bislang allerdings ein „weißer Fleck“. Das Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (Zefir) an der Ruhr-Universität Bochum hat unter 1500 ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern eine Online-Befragung sowie elf Interviews durchgeführt, um mehr Erkenntnisse über diese Gruppe zu gewinnen. 

Großer zeitlicher Aufwand

Im Durchschnitt sind die ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister 20 Stunden pro Woche für ihre Aufgabe aktiv. 45 Prozent der Befragten haben sogar ihren eigentlichen Beruf für das Ehrenamt reduziert. 27 Prozent sind nicht berufstätig, darunter sind zahlreiche Rentner. Nur jeder fünfte Befragte gab an, Familien, Hauptberuf und Amt gut oder sehr gut miteinander vereinbaren zu können. Das ist gerade für Frauen eine Herausforderung, zeigt die Studie. Dazu passt: Nur 19 Prozent der Personen, die dieses Amt ausüben, sind weiblich. 

„Ansprechpartner und Fürsprecher der Bürger zu sein“, „Beschlüsse des Gemeinderates umsetzen“, „Neue Projekte in der Gemeinde zu fördern“ sowie die „Selbstständigkeit der Gemeinde zu wahren“ – diese Themen sehen die befragten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister als ihre wichtigsten Aufgaben, heißt es vom Zefir. Zur Frage, was ihre Arbeit schwieriger mache, nannten die Teilnehmenden der Umfrage vor allem bürokratische Vorgaben und fehlenden Finanzierungsgrundlagen. „Das ist die typische kommunale Mängelanalyse der Probleme im deutschen Mehrebenensystem“, sagt Prof. Dr. Jörg Bogumil vom Autorenteam.

wsp

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