Freie Fahrt für E-Roller in Herne
In Herne werden von morgen an die ersten E-Tretroller fahren. Damit ist Herne bundesweit die erste Stadt, in der die so genannten E-Scooter erlaubt sind.
Das Start-up Circ mit Sitz im Herner Shamrockpark hat für 50 solcher Roller eine Einzelbetriebserlaubnis beantragt und darf diese daher schon am Mittwoch (5. Juni) auf die Straße bringen. Bundesweit werden diese erst am 15. Juni erlaubt sein. Um die Zulassung der elektrisch angetrieben Roller hatte es eine lange politische Auseinandersetzung gegeben.
„Wichtiger Beitrag zur Verkehrswende“
In Herne können die Roller über eine Handy-App gestartet und nach der Fahrt am Zielort wieder abgestellt werden. Allerdings nicht überall. Denn das Ausloggen funktioniert nur in vorher definierten Bereichen. Damit soll verhindert werden, dass die Roller zum Beispiel auf Friedhöfen oder in Feuerwehrzufahrten herumstehen und diese blockieren, teilte eine Stadtsprecherin auf Anfrage von westfalenspiegel.de mit.
Für Herne sei die Nutzung der E-Scooter ein bedeutender Beitrag, Lärm und Abgase zu reduzieren und zur Verkehrswende beizutragen, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda. In seiner Stadt gibt es bereits weitere Projekte. So fahren Paketzulieferer mit E-Lastenrädern in der Fußgängerzone. Auch der Einsatz der E-Scooter soll ausgeweitet werden. So gebe es bereits eine Absichtserklärung des örtlichen Nahverkehrsunternehmens HCR mit dem Rollervermieter. Diese beinhaltet Pläne, die so genannte erste und letzte Meile zu den Haltestellen des HCR mit dem Mietroller zurückzulegen. Dadurch solle der Nahverkehr interessanter und Autos aus der Innenstadt herausgehalten werden, so die Stadtsprecherin.
Forscher: Langer Bremsweg ist gefährlich
Unterdessen haben Forscher der Westfälischen Hochschule Kritik an der Zulassung der E-Roller geäußert. Ein Team um Prof. Dr. Guido Mihatsch vom Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschulabteilung in Recklinghausen hat unter anderem den Bremsweg der elektrischen Gefährte im Vergleich zu einem herkömmlichen Pedelec untersucht. Das Ergebnis: Ein E-Scooter benötigt vier Mal so lange wie das Fahrrad um still zu stehen.
Das Fazit von Mihatsch als Versuchsleiter: „Mit dem E-Scooter auf den Radwegen, besonders, wenn diese mit dem Fußweg auf Bürgersteigen kombiniert sind, sind durch die langen Bremswege mehr Unfälle zu erwarten. Für den Betrieb auf Landstraßen ohne Radwege ist der Roller durch die kleinen Räder zu instabil und damit gänzlich ungeeignet.“
jüb