
Freien Bühnen droht „Corona-Insolvenz“
In Theatern, auf Konzertbühnen und in allen anderen Kultureinrichtung bleibt aufgrund der Corona-Pandemie der Vorhang geschlossen. Gerade für die freie Szene ist diese Situation existenzgefährdend. Intendanten westfälischer Privatbühnen fordern einen Nothilfefonds.
Christian Stratmann, Prinzipal des Volkstheaters Mondpalast in Wanne-Eickel und des RevuePalast Ruhr in Herten, nennt das Spielverbot, das seit Anfang dieser Woche herrscht, „eine wirtschaftliche Katastrophe“. Der Theatermacher beschäftigt 75 Mitarbeiter und erhält keine staatlichen Subventionen, wie er betont. Rund eine Million Besucher zählte er bei Revuen, Shows und Aufführungen seit 2004 in seinen Häusern.

Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann. Foto: Christof Fein
Besonders die privat geführten Bühnen ständen in der aktuellen Situation unter Druck, denn sämtliche Einnahmen sind auf unbestimmte Zeit weggebrochen, berichtet Stratmann. Er prüft nun, Kurzarbeitergeld zu beantragen. Der Prinzipal fordert einen Rettungsfonds für Kulturunternehmen. Kredite würden nicht ausreichen, betont er: „Wer soll die nach einer solchen Durststrecke denn zurückzahlen?“ Stratmann bleibt dennoch kämpferisch: „Ich werde mit allen Mitteln dafür sorgen, dass meine Theater diese Durststrecke überstehen.“
Das Wolfgang-Borchert-Theater in Münster zählt zu den renommiertesten freien Theatern bundesweit und zieht jedes Jahr bis zu 40.000 Besucher an. Mehrfach wurde das Ensemble ausgezeichnet. Nun spricht Intendant Meinhard Zanger von einer drohenden Corona-Insolvenz: „Schon jetzt droht die Situation, dass wir zum Monatsende Gehälter und Sozialversicherungen nicht mehr bedienen können. Ohne Hilfe werden wir in wenigen Wochen insolvent sein, unsere Mitarbeiter werden ihre Jobs verlieren, unsere Struktur dauerhaft zerstört.“ Zanger appelliert an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, unbürokratisch Geld zur Verfügung zu stellen. Allgemeine Förderprogramme und Liquiditätshilfen würden sehr wahrscheinlich nicht ausreichen.
Grütters signalisierte bereits Unterstützung des Bundes: „Mir ist bewusst, dass diese Situation eine große Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutet und insbesondere kleinere Einrichtungen und freie Künstlerinnen und Künstler in erhebliche Bedrängnis bringen kann.“ Sie könnten sich auf staatliche Hilfen verlassen, sagte die Kulturstaatsministerin.
Das NRW-Kulturministerium plant ebenfalls, Kultureinrichtungen und Akteure zu unterstützen, die unverschuldet in existenzielle Nöte geraten. „Wir lassen die Betroffenen in Kultur und Wissenschaft nicht mit ihren Problemen alleine. Im Kampf gegen das Corona-Virus und die damit einhergehenden Herausforderungen können wir nur gemeinsam erfolgreich sein“, sagte Isabel Pfeiffer-Poensgen.
wsp