Der tollkühne Held "Shrek" wird erst 2021 auf der Waldbühne in Hamm-Heessen auftreten. Foto: Waldbühne Hamm-Heessen
29.04.2020

Sommer ohne Freilichttheater

Fast sämtliche Freilichtbühnen in Westfalen haben ihre diesjährige Spielzeit abgesagt. Ein großer Teil der Bühnen will die für diesen Sommer geplanten Stücke im nächsten Jahr aufführen. 

„Es ist nicht absehbar, wann wir den geregelten Probenbetrieb wiederaufnehmen können“, sagt Gaby Brüser, die Vorsitzende der Burgbühne Stromberg in Oelde, in einem Video-Statement auf der Theater-Website. „Zudem besteht die Unsicherheit, ob wir überhaupt spielen dürfen. Abstandsregelungen können weder auf der Bühne noch im Zuschauerraum eingehalten werden.“ Da bereits viel Arbeit, Zeit und Herzblut in die für 2020 geplanten Stücke „Emil und die Detektive“ und „Mephisto“ investiert worden seien, sollen beide Inszenierungen im Sommer 2021 gezeigt werden.

Viele Karten wurden bereits verkauft

Auch „Der Ölprinz“, die geplante Aufführung der Karl May Festspiele im sauerländischen Elspe, wird auf das Jahr 2021 verschoben. Ähnliches planen die Freilichtspiele Tecklenburg für die Musicals „Sister Act“, „Der Besuch der alten Dame“ und „Der Zauberer von Oz“, für die nach Angaben der Bühne bereits insgesamt mehr als 52.300 Karten verkauft worden sind. Bekannte Musicaldarsteller wie Pia Douwes und Armin Kahl sollten ab Juni in Tecklenburg auftreten. Die ab Juni geplanten Passionsspiele der Freilichtbühne Hallenberg im Sauerland, die nur alle zehn Jahre stattfinden, soll es ebenfalls erst 2021 geben.

Heribert Knecht, Vizepräsident des Verbands Deutscher Freilichtbühnen in Hamm, der unter anderem die Interessen von 16 westfälischen Freilichtbühnen vertritt, betont, wie schmerzlich es für die Theaterverantwortlichen sei, ihre Spielzeit abzusagen: „Da hat mancher Tränen in den Augen.“ Überhaupt habe es solche Absagen einer ganzen Spielzeit nach dem Zweiten Weltkrieg bisher noch nicht gegeben. 

Erst 2021 wieder geöffnet: Die Freilichtbühne Tecklenburg. Foto: Freilichtspiele Tecklenburg / Stefan Grothus

Erst 2021 wieder geöffnet: Die Freilichtbühne Tecklenburg. Foto: Freilichtspiele Tecklenburg / Stefan Grothus

Viele Bühnen erleben, so Knecht im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL, derzeit eine große Solidarität, weil viele Ticketinhaber sich das Geld für ihre Karten nicht zurückerstatten lassen, sondern den Bühnen spenden. Der Ausfall der Saison-Einnahmen könnte einige Bühnen dennoch vor finanzielle Probleme stellen, da sie, in Erwartung guter Besucherzahlen, zuletzt in neue Bühnentechnik investiert haben, die noch abgezahlt werden muss. An die Politik, die für Kulturschaffende finanzielle Unterstützung versprochen hat, appelliert Heribert Knecht daher: „Ich hoffe, dass man uns nicht vergisst.“

wsp/maz

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