20.10.2023

Freiwillig Energie sparen

Licht aus – Heizung runter, das war das Motto im vergangenen Herbst in Kommunen, Verbänden und öffentlichen Einrichtungen. Gespart wurde in Schulen, Verwaltungsgebäuden, Büros und Schwimmbädern. Auch in diesem Jahr soll gespart werden. Dieses Mal allerdings auf freiwilliger Basis.

So plane etwa der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit seinen rund 20.000 Mitarbeitern entsprechend der Arbeitsstättenverordnung verschiedene Maßnahmen, die schnell umgesetzt werden können und erkennbare Wirkung entfalten, erklärt Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL. Dabei setzt der Verband auf Regelungen, die auch im vergangenen Jahr bereits erfolgreich waren, darunter unter anderem die Beschränkung der Raumtemperatur auf das zulässige Minimum – derzeit 20 Grad, die Verkürzung der Heizperiode oder die Reduzierung der elektrischen Warmwasserversorgung, etwa in Sanitärräumen und Teeküchen.

LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann Foto: LWL/Kapluggin

LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann Foto: LWL/Kapluggin

Im Rückblick bewerten Kommunen und Verbände die Sparmaßnahmen aus dem vergangenen Jahr als Erfolg. „Die Maßnahmen des vergangenen Winters haben beim LWL einen großen Beitrag dazu geleistet, dass der LWL gut durch den vergangenen Winter gekommen, keine Gasmangellage eingetreten ist und neben Energie auch Kosten eingespart werden konnten. Insgesamt hat der LWL in der vergangenen Heizperiode über zehn Prozent Wärme und neun Prozent Ökostrom einsparen können, d.h. dass der LWL über 5,7 Mio. Kilowattstunden Energie sparen konnte, was dem Jahresverbrauch von über 300 Einfamilienhäusern entspricht“, erklärt Lunemann weiter.

Intelligente Heizungsthermostate

Auch der Kreis Borken appelliert an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich weiterhin energiebewusst zu verhalten, teilt ein Sprecher des Kreises mit. Bereits vor der Energiekrise im vergangenen Herbst wurden dort in den Gebäuden einige Maßnahmen umgesetzt, die weiterhin Einsparungen bringen. Dazu gehört der Einbau intelligenter Heizungsthermostate. Diese erkennen, ob ein Mitarbeiter im Raum ist. Falls nicht, regeln sie die Temperatur automatisch herab. Allein dadurch konnte 30 Prozent der Heizenergie eingespart werden.

Bei der Stadt Paderborn wurde 2022 rund 20 Prozent des Gasverbrauchs im Vergleich zu den Vorjahren eingespart, so eine Sprecherin gegenüber dem Westfalenspiegel. Erreicht wurden die Einsparungen durch ein großes Maßnahmenpaket. Darunter die Abschaltung aller Heizungen ab Juni sowie der meisten Warmwasserbereiter und Wärmenetze ab den Sommerferien bis Mitte Oktober, was „kalte Duschen“ zum Beispiel in Sporthallen bedeutete. Außerdem führte die Stadt im Dezember des vergangenen Jahres die „Vier-Tage-Woche“ ein. Die Mitarbeiter der Verwaltung blieben freitags im Homeoffice. Aktuell werde beraten, welche Maßnahmen im kommenden Winter umgesetzt werden sollen, heißt es weiter.

Landesregierung setzt weiter auf 19-Grad-Grenze

Zuvor hatte die Landesregierung bereits angekündigt, freiwillig bei der Heiz-Höchstgrenze von 19 Grad zu bleiben. Das gelte für alle Liegenschaften also auch Polizeidienststellen, Gefängnisse und Verwaltungsgebäude, hieß es damals. Auch einige Hochschulen schließen sich dem an. Etwa die Ruhr-Universität Bochum (RUB). Sie setzt aber auf freiwillige 19 Grad. „Die Hochschulleitung appelliert an alle Mitglieder der RUB, auch in der kommenden Heizperiode die Raumtemperatur auf maximal 19 Grad zu halten“, sagt Dr. Robert Grosche, ständiger Vertreter der Kanzlerin für Bau- und Gebäudemanagement und Dezernent für Gebäudemanagement und -betrieb. Mit dieser und weiteren Maßnahmen habe man im vergangenen Jahr sehr viel erreicht im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit unseren Ressourcen. So sank beispielsweise der Energieverbrauch für die Wärmeerzeugung Im Vergleich zum Vorjahr an der RUB um rund 22 Prozent.


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Gespart wird mancherorts auch weiterhin an der Beleuchtung. So hat der Landesverband Lippe (LVL) die Abschaltung der Beleuchtung des Hermannsdenkmals und des dazugehörenden Parkplatzes weiter beibehalten. Zudem sei die Beleuchtung von Schloss Brake und des Lippischen Landesmuseums in der Nacht weiterhin stark eingeschränkt, so eine Sprecherin des Landesverbands.

Mitarbeiter mitnehmen

Zentral für den Erfolg der getroffen Maßnahmen sei das Engagement der Mitarbeiter, heißt es aus vielen Einrichtungen, Kommunen und Verbänden. Beim LWL sei eigens eine zentrale Informationsplattform eingerichtet worden und es habe zahlreiche Seminare zum Thema Energiesparen für Beschäftigte und Führungskräfte sowie für spezielle Gruppen wie Hausmeister und technische Leitungen gegeben, sagt LWL-Direktor Lunemann. Außerdem habe es einen Ideenwettbewerb gegeben. Unter dem Motto „Klima schützen – gemeinsam Energie sparen“ wurden rund 440 Ideen aus der Belegschaft eingereicht.

Jürgen Bröker, wsp

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