Friseure dürfen bereits am 1. März wieder öffnen und damit eine Woche vor dem Ende des allgemeinen Lockdowns. Foto: pixabay.
11.02.2021

Friseure zuerst

Enttäuschung auf der einen Seite, Hoffnung auf der anderen: Die Beschlüsse zur Verlängerung des Corona-Lockdowns sind auf ein geteiltes Echo in der westfälischen Wirtschaft gestoßen.

Die Handwerkskammer Südwestfalen begrüßt die zum 1. März in Aussicht gestellte Öffnung der Friseursalons, bedauert es aber zugleich, dass für die Kosmetik- und Nagelstudios noch kein Ende des Tunnels in Sicht sei. Die vorgesehene Öffnung von Friseurbetrieben nehme in dieser Branche ein Stück Existenzangst und helfe, einen tausendfachen Arbeitsplatzverlust in letzter Sekunde abzuwenden. Die Betriebe würden mit allen gebotenen Maßnahmen des Infektionsschutzes öffnen, so die Handwerkskammer weiter. 

Bei den Friseuren standen die Telefone nicht still. Kunden wollten schnellstmöglich Termine vereinbaren. Die Drähte in den Salons seien heiß gelaufen, sagt auch Ingo Lanowski stellvertretender Vorsitzender des Friseur- und Kosmetikverbands NRW aus Hamm im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL.

Angesichts der wirtschaftlichen Not der Betriebe und des hohen Aufwands für Präventionsmaßnahmen wiederholte die Kammer jedoch die Forderung, wirtschaftliche Hilfen schnell und unbürokratisch auf den Weg zu bringen und auszuzahlen. Das gelte gerade auch für die noch im Lockdown verbleibenden Kosmetik- und Nagelstudios. Sie stünden vielfach vor dem Aus. Eine größere Pleitewelle lasse sich allenfalls noch dann verhindern, wenn die nun angekündigte Auszahlung der Überbrückungshilfe III auch tatsächlich bald starte, teilt die Kammer mit. 

„Herber Schlag für die Unternehmen“

Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) zeigte sich enttäuscht über die am Mittwoch (10.02.2021) beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März 2021. „Diese Entscheidung ist ein herber Schlag für die Unternehmen, die auf eine schrittweise Öffnung gehofft hatten. Jeder weitere Tag des staatlich verordneten Stillstands belastet die Firmen massiv und lässt das Insolvenzrisiko steigen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke.

Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Foto: IHK Bielefeld

Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Foto: IHK Bielefeld

Auch die Wirtschaft im Märkischen Südwestfalen vermisst nach wie vor verlässliche Öffnungsperspektiven. „Knapp ein Jahr nach Beginn der Pandemie wird immer noch nicht unterschieden an welchen Orten hohe Infektionsrisiken herrschen und wo erfolgreich Schutzkonzepte eingesetzt werden. Politik muss jetzt schnell die in den Beschlüssen angekündigte sichere und gerechte Öffnungsstrategie erarbeiten. Auch das Wirtschaftsleben braucht mehr Normalität“, fordert Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK). 

Skiliftbetreiber sind frustriert

Die Skiliftbetreiber im Sauerland sind enttäuscht. „Einige haben die Saison bereits abgeschrieben. Doch insbesondere die Größeren und Schneesicheren setzen weiter darauf, ihren Gästen noch ein paar Wintersporttage bieten zu können. Der Frust ist überall groß“, teilt die Wintersport-Arena Sauerland mit. Der Branche fehlt es an Perspektiven für ein Öffnungsszenario. Trotzdem hoffen zahlreiche Skigebiete, noch in der zweiten Märzhälfte öffnen zu können. Schnee ist ausreichend vorhanden. Zu einem coronakonformen Öffnungskonzept der Betreiber gehören eine Ticketlimitierung bis auf 30 Prozent, Vorbuchungen, strengere Kontrollen und Hygieneauflagen.

Städtetag: Vorsicht ist richtig

Der Vorsitzende des Städtetages NRW und Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld, Pit Clausen, erklärte mit Blick auf die Corona-Mutationen in einem Interview mit dem WDR: „Unterm Strich bewerten wir das Ergebnis der Diskussion von Bund und Ländern als richtig. Wir dürfen nicht aufs Spiel setzen, was wir mit viel Disziplin und Durchhaltevermögen erreicht haben. Das ist eine Leistung der ganzen Gesellschaft. Es ist richtig, dass wir vorsichtig auf Sicht anfangen, erst Kitas und Schulen öffnen, gerne auch Frisöre, und den Handel holen wir als nächstes nach, wenn sich die jetzige Situation bestätigt.“

jüb/wsp

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