Münsters Bischof Dr. Felix Genn. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Achim Pohl
06.03.2025

„Frömmigkeit ist sein Beruf“

Münsters Bischof Felix Genn wird am 6. März 75 Jahre alt. Er hofft auf den Ruhestand.

Aus Anlass des Geburtstages wird am Sonntag, 9. März, ein Gottesdienst im Dom in Münster gefeiert. Zu Gast sein wird auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović. Als Gesandter des Papstes gibt er bekannt, ob Franziskus das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Münster angenommen hat. Bereits im vergangenen Jahr hatte Genn dem Oberhaupt der katholischen Kirche seinen Rücktritt angeboten. Das Kirchenrecht sieht diesen Schritt für einen Bischof vor, der das 75. Lebensjahr vollendet. Die Entscheidung trifft jedoch der Papst. Für Genn ist das Rücktrittsgesuch aber keine reine Formalie. Im Gespräch mit der Zeitschrift „Kirche + Leben“ sagte der Bischof, dass er die Grenzen des Alters spüre. „Ich weiß nicht, ob ich dieser Aufgabe noch so gerecht würde, wenn ich weiter machte in dieser großen Diözese mit der Verantwortung und all den Zusatzaufgaben, die ich noch im Rahmen der Bischofskonferenz habe, aber auch in der universalen Kirche.

Erfahrungen mit Strukturwandel

Genn wurde 1950 im rheinland-pfälzischen Burgbrohl geboren und trat nach dem Abitur 1969 in das Trierer Priesterseminar ein. 1976 wurde er zum Priester geweiht. Genn promovierte in den folgenden Jahren, war Lehrbeauftragter an der Theologischen Fakultät in Trier und unter anderem für die Ausbildung spätberufener Priester zuständig. 1999 wurde er zum Weihbischof im Bistum Trier ernannt. Er galt dort als jemand, der eher zuhört und hinschaut als laut wird. „Frömmigkeit ist sozusagen sein Beruf“, hieß es dort über Genn. Dieser war für den saarländischen Teil des Bistums zuständig. Eine Region mit industrieller Vergangenheit im Strukturwandel, die ihn für seinen Wechsel ins Ruhrbistum vorbereitete: 2003 wurde Genn Bischof von Essen ernannt und organisierte den Wandel in der Kirche. Unter seiner Leitung wurde dort ein viel kritisiertes Zukunftskonzept erarbeitet, das unter anderem die Schließung zahlreicher Kirchen, Personalabbau und die Zusammenlegung von Gemeinden zu Pfarreien vorsah. Auch das Generalvikariat wurde verkleinert. Mit diesen Veränderungen habe Genn vor 20 Jahren das Fundament für die heutige Struktur des Bistums gelegt, sagt sein Nachfolger, der aktuelle Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck.

Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch

2008 ernannte Papst Benedikt Genn zum Bischof des Bistums Münster, der nach Gläubigen zweitgrößten deutschen Diözese. Im darauffolgenden Frühjahr wurde er in sein Amt eingeführt. Seit 2013 ist Genn auch Mitglied in der Kongregation für die Bischöfe in Rom. Ein großes Thema seiner bisherigen Amtszeit als Bischof von Münster ist der Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. In Genns Auftrag erstellten Wissenschaftler eine umfangreiche Studie zu sexuellem Missbrauch zwischen 1945 und 2018 im Bistum Münster. Diese zeigte ein Führungsversagen auf. Genn räumte auch eigene Fehler ein: „Ich selbst hätte in einigen Situationen anders handeln müssen.“ Als Konsequenz kündigte er im Sommer 2022 unter anderem an, Macht abzugeben und für mehr Transparenz zu sorgen. Seine verbleibende Zeit im Bistum wolle er zudem nutzen, um verstärkt auf Betroffene zu hören.

Zum 75. Geburtstag von Bischof Felix Genn feiert das Bistum Münster am Sonntag, 9. März, um 14 Uhr einen Gottesdienst im Münsteraner Paulus-Dom. Die Veranstaltung wird live in die benachbarte Lamberti-Kirche übertragen sowie auf den YouTube- und Facebook-Kanälen des Bistums.

wsp

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