Fußball, Kult und Kultur
Mehr als die Hälfte der Spiele bei der Fußball-Europameisterschaft sind gespielt. Das EM-Fieber hat auch den Kulturbetrieb in der Region erfasst. Es gibt ein vielfältiges Begleitprogramm.
Schon bevor der Ball bei der Europameisterschaft in Deutschland rollt, gab es in Gelsenkirchen einen Weltrekord. Der Künstler Christian Nienhaus hat dank der Hilfe vieler Jugendlicher aus 16 verschiedenen Nationen das größte Actionpainting-Bild der Welt gemalt. Dabei ließ er die Jugendlichen mit Farbrucksäcken auf dem Rücken über das mit einer Leinwand ausgelegte Spielfeld laufen und die Spielzüge zu berühmten Toren nachahmen. Aus den Rucksäcken lief die Farbe auf die 120 mal 74 Meter große Leinwand. So entstand das mehr als 13.000 Quadratmeter große Gemälde „Colourful Art of Football“.
Der Rekord ist einer von vielen Höhepunkten im Kunst- und Kulturprogramm zur Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer. So hat etwa das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund in seinem Fußball-Kulturfestival „Spielräume“ allein mehr als 60 Veranstaltungen auf dem Programm. Ein Höhepunkt ist die immersive Ausstellung „In Motion – Art & Football“. Darin werden in einer multimedialen Rauminszenierung 175 Kunstwerke nationaler und internationaler Sammlungen präsentiert, darunter teils selten gezeigte Arbeiten von René Magritte, Paul Klee, Banksy, Nicolas de Staël, Friedensreich Hundertwasser, Willi Baumeister, Felix Nussbaum, Laurence Stephen Lowry, Robert Delaunay, Salvador Dalí, Joan Miró oder Umberto Boccioni, so das Deutsche Fußballmuseum.
Theaterstück zur „Nacht von Sevilla“
Dabei ist das Konzept der Ausstellung wie die Europameisterschaft selbst angelegt: Jede an der UEFA EURO 2024 teilnehmende Nation ist mit mindestens einer Künstlerin oder einem Künstler vertreten. „In einem einzigartigen Vermittlungskonzept kommt die Malerei dem Geheimnis des Fußballs auf die Spur. Und umgekehrt: Der Fußball mit seiner Ästhetik und Dynamik, mit seinen Riten und Widersprüchen ermöglicht der Kunst ganz neue Zugänge und Möglichkeiten“, verspricht Museumsdirektor Manuel Neukirchner. Zu sehen ist die Schau bis Januar 2025.
Neukirchner selbst hat das Theaterstück „Die Nacht von Sevilla. Fußballdrama in fünf Akten“ geschrieben, das am 14. Mai bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen seine ausverkaufte und vom Publikum bejubelte Uraufführung gefeiert hat. In der Leseinszenierung nehmen der Schauspieler Peter Lohmeyer und Zeitzeuge Toni Schumacher die Zuschauer mit auf eine Zeitreise zurück zu einem der denkwürdigsten Spiele der Fußballgeschichte: Am 8. Juli 1982 traf Deutschland im WM-Halbfinale auf Frankreich und siegte 8:7 nach Elfmeterschießen. Der Zusammenprall von Deutschlands Torhüter Toni Schumacher mit dem Franzosen Patrick Battiston und das erste Elfmeterschießen bei einer Fußball-WM sind den meisten Fans heute noch in Erinnerung.
Fußballlieder, Talkrunden, Orchesterabende
In Dortmund begegnen sich Fußball und Kultur an verschiedenen Orten. So organisiert der Dortmunder Kunstverein einen Kneipenrundgang zwischen Kult und Kultur, es gibt Lesungen, einen Fußballiederabend und Talkrunden. Und ein Fußballprofessor lädt zu allerhand amüsanten und interessanten Vorträgen ein. Mehr zum Kulturprogramm „Spielräume“ in Dortmund erfahren Sie hier.
Dieser Artikel ist aus Heft 3/2024 des WESTFALENSPIEGEL. Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Gerne senden wir Ihnen im Rahmen unseres Schnupperabos zwei kostenlose Ausgaben unseres Magazins zu. Hier geht es zum Schnupperabo.
Auch am Spielort in Gelsenkirchen gibt es eine Menge Kultur. Dort kooperieren zum Beispiel das Kunstmuseum und das Schalke Museum erstmals miteinander. Museumsleiterin Julia Höner hat den Künstler Peter Piller dazu eingeladen, Gelsenkirchener Fußballgeschichten im Kunstmuseum zu inszenieren. Für die Ausstellung „Transferfenster“ wandern ausgewählte Exponate aus dem Schalke Museum ins Kunstmuseum. Zu sehen bis zum 4. August.
„Fußball und Kultur, das passt“
Die Veranstaltungen zeigen: Fußball und Kultur, das passt. „Fußball ist ein wichtiges Kulturgut. Er entfesselt Leidenschaft und verbindet auf dem und abseits des Rasens die Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Alter. Er steht für fairen Wettbewerb und wird nun Menschen in ganz Europa gemeinsam begeistern. Mit dem Kulturprogramm zur Fußball-Europameisterschaft wollen wir Kultur- wie Fußballbegeisterte erreichen, beides zusammenbringen, dabei zum Dialog und Mitmachen einladen“, so Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.
Jürgen Bröker
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