Im Paulusdom in Münster liegt ein Kondolenzbesuch aus. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Stephan Kronenburg
02.01.2023

Gedenken an Benedikt XVI.

Wertschätzung und Anteilnahme zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI: Auch in Westfalen hat Joseph Ratzinger, der in den 1960er Jahren als Theologe an der Universität in Münster lehrte, Spuren hinterlassen.

Felix Genn, Bischof von Münster, fand persönliche Worte zum Tod des an Silvester im Alter von 95 Jahren verstorbenen ehemaligen Papstes: „Für meine theologische Entwicklung ist er von entscheidender Bedeutung. Die Vorlesungen und Seminare bei ihm waren immer theologische und auch spirituelle Höhepunkte meines Studiums.“. Er habe Ratzinger viel zu verdanken und trauere um den Papst em. Benedikt XVI. „In diesen Tagen wird mit Recht sein Lebenswerk von unterschiedlichen Perspektiven gewürdigt werden. Sicher wird auch die eine und andere Seite seines Wirkens kritisch in den Blick genommen“, so Genn weiter.

An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster blicken katholische Theologen und der Rektor auf eine eine erfolgreiche Lehrtätigkeit Joseph Ratzingers. Dieser hatte von 1963 bis 1966 Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU gelehrt. „Als Theologe war Joseph Ratzinger immer herausragend, enorm beschlagen in der Geistesgeschichte, auch wenn man nicht alle Meinungen teilte“, sagt Prof. Dr. Norbert Köster, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU. Während Ratzinger in seiner Zeit an der Universität Münster im liberalen Spektrum der Kirchenpolitik angesiedelt gewesen sei, habe sich seine Ausrichtung im Laufe der Zeit geändert. So habe er beispielsweise versucht, auf den rechten Rand der Kirche zuzugehen. Umstritten war zudem seine Regensburger Rede, in der er sich kritisch zum Islam äußerte, erklärt Köster.

Gottesdienst im Paulusdom in Münster

Auch die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Annette Kurschus würdigte Ratzinger. Er habe mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben. Sie hätten zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben, sagte Kurschus. Und weiter: „Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. hat er in Ökumenefragen das Gemeinsame unterstrichen.“

In Münster wird auch wegen seiner Adventspredigten, die er 1964 im Paulusdom gehalten hat, in Erinnerung bleiben. Dort liegt ein Kondolenzbesuch aus. Außerdem soll dort am Sonntag, 8. Januar, um 10 Uhr ein Gedenkgottesdienst gefeiert werden.

jüb/wsp

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