In zahlreichen Kommunen wird am 27. Januar an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur erinnert. Foto: Pixabay
27.01.2023

Gegen das Vergessen

Am 27. Januar ist der „Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“. In der Region wird auf unterschiedliche Art an die Verfolgten und Ermordeten während der NS-Diktatur erinnert.

In Marl steht die Erinnerung an Rolf Abrahamsohn und seine Familie im Zentrum einer Gedenkfeier. Abrahamsohn wuchs in Marl auf. Er war 13 Jahre alt, als die Nationalsozialisten Haus und Geschäft seiner Familie in Brand steckten. Drei Jahre später wurde er gemeinsam mit seiner Mutter nach Riga deportiert.

„Sechs weitere Konzentrationslager folgten. Als einziger aus seiner Familie überstand Rolf Abrahamsohn die Grausamkeiten, Deportationen und Selektionen der Nazis“, so die Stadt Marl. Über die Ankunft in einem Lager habe er später als Zeitzeuge geschrieben: „Immer wenn wir irgendwo ankamen, gab es einen Zählappell, ob alle Leute da waren. Und die Toten lagen daneben; sie wurden auch mitgezählt.“  Abrahamsohn war bis zu seinem Tod im Dezember 2021 eine wichtige Stimme zur Erinnerung an die Grausamkeiten der Nationalsozialisten.


Beitrag aus dem WESTFALENSPIEGEL-Archiv: „Der letzte Zeuge“ – ein Porträt über Rolf Abrahamsohn


„Die Vergangenheit vergeht nicht. ‚Du bist anders, deshalb darfst du nicht sein!‘: Das ist der klägliche und gleichzeitig bedrohliche Wahn, der heute immer noch, sogar zunehmend, Angst, Hass, Gewalt, Mord hervorbringt“, mahnte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen Annette Kurschus zum internationalen Holocaustgedenktag. Man müsse dem antisemitischen, rassistischen, antiziganistischen Wahn widersprechen. „Er verkennt die Gleichheit aller Menschen, die jeder Ungleichheit vorausgeht.“

In Detmold gibt es neben der zentralen Gedenkfeier am 27. Januar eine ganze Veranstaltungsreihe, die sich mit der Schoa befasst. Unter anderem werden vom Künstler Gunter Demnig so genannte Stolpersteine verlegt. Es gibt eine „Nachtwache“ mit musikalischer Meditation sowie einige Filmvorführungen, Vorträge und die Ausstellung „Riga: Deportation – Tatorte – Erinnerungskultur“ (bis zum 24.03.) im Rathaus.

Ausstellung im Landtag in Düsseldorf

Auch der Landtag in Düsseldorf lädt aus Anlass des Holocaust-Gedenktages zu einer Ausstellung ein. Dort zeigt der Verein Zweitzeugen die Lebensgeschichte von Zeitzeugen der Verfolgung von Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus. Besucherinnen und Besucher können die Schicksale von vier verschiedenen Menschen intensiv und interaktiv kennenlernen, heißt es.

Gegen das Vergessen

Lesen Sie, welche Orte und Menschen die Erinnerung an die Kriegsjahre und die Verbrechen der Nationalsozialisten auch 75 Jahre nach Kriegsende wach halten.

„Es sind die persönlichen Geschichten der Zeitzeugen, die uns allen Erinnerung und Mahnung sind. Die Erinnerung an die Verfolgung von Jüdinnen und Juden, von Menschen wie du und ich, mahnt uns: Wir Demokratinnen und Demokraten dürfen uns nicht von Populisten verführen lassen, die gegen das friedliche Zusammenleben in unserer Demokratie arbeiten. Die einfühlsame Ausstellung wird viele Menschen zu Zweitzeugen machen“, sagt Landtagspräsident André Kuper.

Cover der Graphik-Novel „Aber ich lebe“.

Cover der Graphik-Novel „Aber ich lebe“.

Das Museum für Kunst und Kultur (MKK) in Dortmund hat zur Erinnerung an den Holocaust die Comiczeichnerin Barbara Yelin zu Gast. Sie stellt ihre Graphic Novel „Aber ich lebe – Vier Kinder überleben den Holocaust“ zur Schoa vor. Gemeinsam mit Miriam Libicke und Gilad Seliktar und in enger Zusammenarbeit mit vier Zeitzeuginnen und Zeitzeugen entstand diese Graphic Novel. Enthalten seien drei Geschichten, die die Erinnerung an den Holocaust auf ungewöhnliche Weise bewahren.

Das Deutsche Fußballmuseum veröffentlicht anlässlich des Holocaust-Gedenktages eine aktualisierte Online-Ausstellung unter dem Titel „Niemals vergessen“ über das Schicksal heute zumeist vergessener jüdischer Fußballer und Funktionäre.

Der Holocaust-Gedenktag erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen am 27. Januar 1945.

jüb/wsp

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