
„Geld ist reserviert“
Seit mehr als drei Jahrzehnten wird über einen Ausbau der eingleisigen Bahnstrecke zwischen Münster und Lünen diskutiert. Mit einer Vereinbarung zwischen Bund, Land und Deutscher Bahn ist nun ein Meilenstein erreicht.
Der Streckenabschnitt zwischen Münster und Lünen ist ein Nadelöhr für den Bahnverkehr: Verspätungen sind die Regel. Weil ein zweites Gleis fehlt, müssen Regionalbahnen ständig auf eine Überholung durch den Fernverkehr warten. Jahrelang ist der zweigleisige Ausbau am Geld gescheitert. Gutachten bescheinigten den Ausbauplänen keine ausreichende Wirtschaftlichkeit, weder Bund noch das Land wollten den kostspieligen Ausbau übernehmen. Ein jahrelanges Gezerre war die Folge.
Der „Deutschlandtakt“ bringt nun Bewegung in die verfahrenen Planungen. Vertreter von Bund und Land sowie der Deutschen Bahn unterzeichneten bei einer Regionalkonferenz in Münster eine Rahmenvereinbarung für den Ausbau der Strecke auf 24 Kilometern zwischen Werne und Münster-Amelsbüren. Im Kern geht es darum, dass sich Bund und Land die Kosten für den Schienenausbau im Verhältnis 60 zu 40 teilen. Die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung fand bei der IHK Nordwestfalen in Münster statt. Damit ist der Weg frei für weitere Planungsschritte. IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer bezeichnete es bei der Vorstellung der Rahmenvereinbarung als „Kuriosum im deutschlandweiten Bahnverkehr“, dass zwei wichtige Zentren wie Dortmund und Münster nur über eine einspurige Bahnstrecke miteinander verbunden sind – mit großen Nachteilen für die Wirtschaftsstandorte und den bundesweiten Bahnverkehr. Schließlich sind auf der Strecke unter anderem auch ICE-Züge in Richtung Bremen und Hamburg unterwegs. Die Beseitigung dieses Engpasses gilt als wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des „Deutschlandtaktes“. Das Konzept soll mehr Anschlüsse und dichte Taktungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr ermöglichen.
„Nr.-1-Schienenprojekt in NRW“
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer bezeichnete den Ausbau der Strecke Münster-Lünen als „Nr.1-Schienenprojekt in NRW“ und bekräftige den Willen der Landesregierung, den Ausbau zu stemmen: „NRW hat Geld dafür reserviert.“ Mit der nun vereinbarten Kostenteilung mit dem Bund sei der Knoten für das Projekt durchschlagen. Vereinfachte Planungsverfahren könnten dazu beitragen, die Umsetzung um bis zu drei Jahre zu beschleunigen, betonte Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für NRW. Ein Zieldatum des Ausbaus stehe jedoch noch nicht fest.
Ein weiteres wichtiges Projekt des „Deutschlandtaktes“ ist der Ausbau der Bahnstrecke Bielefeld-Hannover mit dem Ziel, diese Strecke in 31 Minuten Fahrzeit zu schaffen und damit 17 Minuten einzusparen. Gegen den geplanten Neubau der ICE-Trasse hat sich in der Region jedoch großer Widerstand gebildet. Die Untertunnelung des Wesergebirges und die Durchschneidung von Naturschutzgebieten seien mit erheblichen Schäden für Natur sowie für die Land- und Wasserwirtschaft verbunden, hieß es im Frühjahr von Naturschutzinitiativen. Kritik kam auch von den regionalen Bundestagsabgeordneten an einer fehlenden Dialogbereitschaft der Deutschen Bahn. Der Konzern habe sich bereits auf den Trassenneubau festgelegt, hieß es. Lübberink hob hingegen die Bedeutung des Streckenausbaus hervor. Er machte aber auch deutlich, dass die Deutsche Bahn weiter mit Akteuren vor Ort sprechen wolle. „Man wird das nicht gegen die Region machen“, sagte er bei der Regionalkonferenz in Münster.
Annette Kiehl, wsp