Das LWL-Museum Henrichshütte in Hattingen zählt zu den Ankerpunkten der Route der Industriekultur. Am 1. Juni ist das Gelände auch ein Spielort der ExtraSchicht. Foto: Henrichshütte Hattingen, Copyright Kreklau
31.05.2024

Lebendige Geschichte

Die Route der Industriekultur feiert heute ihr 25-jähriges Bestehen. Ankerpunkte wie die LWL-Museen Zeche Zollern und Henrichshütte sind beliebte Ziele.

Als Themenstraße informiert die Route der Industriekultur über herausragende und historische Orte im Ruhrgebiet und präsentiert auf diese Weise das industriekulturelle Erbe der Region. „Man kann die Bedeutung der Route nicht hoch genug einschätzen“, sagt Dr. Kirsten Baumann, Direktorin der acht LWL-Museen für Industriekultur, die mit vier Ankerpunkten an der Route vertreten sind. „Viele Besucherinnen und Besucher entdecken die Route per Fahrrad oder PKW und folgen den bekannten braunen Hinweisschildern, die zu den Ankerpunkten führen“, berichtet die Kunsthistorikerin und Historikerin.

27 Ankerpunkte

Mit 27 Ankerpunkten, also wichtigen Orten der Industriegeschichte, sowie 17 Panoramen und 13 Arbeitersiedlungen aus unterschiedlichen Epochen prägt die Route der Industriekultur die Region. „Die Route Industriekultur ist gelebte Geschichte und bewahrt das identitätsstiftende Erbe unserer Region“, sagte dazu Karola Geiß-Netthövel, die frühere Direktorin des Regionalverbandes Ruhr, der die Route organisiert.

Das LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop. Foto: LWL / Hudemann

Das LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop. Foto: LWL / Hudemann

Kirsten Baumann kam in den 1980er Jahren zum Studium in die Region und kehrte nach Stationen an mehreren Museen, unter anderem an der Stiftung Bauhaus Dessau und am Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig, zurück. „Ich war damals fasziniert von der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, aus der die Route der Industriekultur entstanden ist. Hier bin ich zum Kulturfan geworden. Diese Verbundenheit war dann auch einer der wichtigen Gründe, aus denen ich in das Ruhrgebiet zurückgekehrt bin“, erzählt die Museumdirektorin. Sie wirbt für die vielfältigen Angebote der Industriekulturstätten. „Orte wie das LWL-Museum Zeche Nachtigall in Witten oder auch das LWL-Museum Henrichshütte in Hattingen sprechen ganz unterschiedliche Menschen an. Von Touristen über Familien, die einen Tag im Grünen verbringen möchten, bis hin zu Historikern oder auch Menschen, die einen familiären Bezug zu diesen Stätten haben.“

Die Museen richten den Fokus nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch auf Gegenwart und Zukunft, betont Baumann, die dafür den Begriff der „Kritischen Industriekultur“ geprägt hat. Dazu gehören Ausstellungen zur Energiewende, zur Industrienatur oder auch die Ausstellung „Das ist kolonial“, die ab Mitte Juni im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund die Verflechtungen Westfalens mit den ehemaligen deutschen Kolonien kritisch beleuchtet.

Industriekultur in Westfalen

Das industriekulturelle Erbe ist im Ruhrgebiet auch durch die Themenroute allgegenwärtig. Die Museumsdirektorin wirbt auch für die weniger bekannten Stätten außerhalb der Region. „Das LWL-Museum Glashütte Gernheim in Petershagen ist eine Entdeckung wert. Man kann dort das Glasbläserhandwerk, das als Immaterielles Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde, unmittelbar erfahren, hochkarätige Glaskunst sehen und die imposante Architektur entdecken. Ähnliches gilt, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, für die LWL-Museen Textilwerk Bocholt und Ziegelei Lage. Hier kann man Industriekultur an faszinierenden Orten entdecken.“

Annette Kiehl, wsp

Das 25-jährige Jubiläum der Route der Industriekultur wird mit einem Festwochenende auf der Zeche Zollverein in Essen bei freiem Eintritt gefeiert. Auftakt ist am 29. Mai mit einem Festakt, der den Gründungstag vor 25 Jahren feiert. Bei einem Familientag am 30. Mai sind das ganze Ruhrgebiet und Gäste eingeladen, mitzufeiern. Am 31. Mai gibt es eine Party mit elektronischen Beats und atemberaubenden Ausblick im Erich-Brost-Pavillon.

Schlägel & Eisen und der Zukunftsstandort Ewald in Herten sind ein Spielort der ExtraSchicht. Foto: Ruhr Tourismus GmbH / Nielinger

Schlägel & Eisen und der Zukunftsstandort Ewald in Herten sind ein Spielort der ExtraSchicht. Foto: Zukunftsstandort Ewald, Copyright Nielinger

Ganz im Zeichen des Jubiläums steht die ExtraSchicht, die am 1. Juni zur „Langen Nacht der Industriekultur“ lädt. An 35 Spielorten gibt es unter anderem Live-Musik, Artistik und Lichtshows. Mit dabei sind zum Beispiel das Eisenbahnmuseum Bochum, die LWL-Museen Henrichshütte, Henrichenburg, Zeche Hannover und Zeche Zollern sowie die Lindenbrauerei in Unna. Ab Juni steht in der Local-Heroes-Reihe jede Woche ein anderer Ankerpunkt im Fokus und lockt mit Führungen und Veranstaltungen.

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