
Gemeinsamer Appell zur Impfung
Vor dem Hintergrund hoher Infektionszahlen und vergleichsweise niedriger Impfquoten haben die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) und das Universitätsklinikum Münster (UKM) dringend zur Impfung aufgerufen.
Vor allem die Gruppe der unentschlossenen 20- bis 50-Jährigen sollte von der Impfmöglichkeit Gebrauch machen, erklärten Prof. Hugo Van Aken, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM, sowie Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der ÄKWL. Infizierte aus dieser Altersgruppe würden immer häufiger auf die Intensivstationen eingeliefert.
„Auch wenn die Situation für Krankenhäuser im Moment noch recht entspannt ist, könnte es schon bald sein, dass geplante Operationen nicht durchgeführt werden können, weil kein Intensivbett zur Verfügung steht“, sagte Van Aken mit Blick auf die vierte Corona-Welle. In Münster seien derzeit elf Patienten auf der Intensivstation, acht davon werden am UKM behandelt. Keiner von ihnen sei geimpft. „Diese Patienten sind zwischen 20 und 49 Jahren und gehörten zu keiner Risikogruppe. Trotzdem sind sie schwerkrank. Daher mein Appel: Lassen Sie sich impfen“, so Van Aken.
Schwangere besonders gefährdet
Auch Schwangere gehörten zur besonders gefährdeten Gruppe, erklärte Prof. Ralf Schmitz, einer der Leiter der UKM Geburtshilfe und Pränatalmedizin: „Studien zeigen: Die Gefahr, dass die Verläufe fulminant werden und infizierte Schwangere intensivmedizinisch betreut werden müssen, ist sechs Mal höher. Das Risiko einer Beatmung sogar 23 Mal größer, als bei Nicht-Schwangeren. Auch die Gefahr der Frühgeburtlichkeit steigt enorm.“ Auch für Schwangere sei daher eine Impfung dringend zu empfehlen, so der Mediziner.
ÄKWL-Präsident Gehle sagte: „Wir sehen, dass die Impfquote darüber entscheiden wird, wie viele Intensivbetten die Krankenhäuser für Coronapatienten zur Verfügung stellen müssen. Wir müssen die Impfrate daher dringend erhöhen, sonst laufen wir der Pandemie wieder hinterher.“
Am UKM bereitet man bereits die Drittimpfung für das Klinikpersonal vor. Diese soll in zwei bis drei Wochen starten. Die ÄKWL unterstützt die Auffrischungsimpfung für Klinikangestellte. „Ärzte und Pflegende sind potentielle Überträger und können natürlich auch selbst erkranken, wenn auch mit leichteren Verläufen“, sagte Gehle, daher könne man nicht länger warten. UKM-Chef Van Aken plädiert vor diesem Hintergrund für eine 2G-Regelung (genesen und geimpft) für die Beschäftigten im Gesundheitswesen.
jüb/wsp