Der Tauchroboter QUEST 4000 wird zu Wasser gelassen. Foto: Felix Genske
27.04.2020

Geowissenschaftler müssen Expedition vorzeitig beenden

Forscher aus Münster haben Gesteinsproben aus dem Indischen Ozean gesammelt. Wegen der Corona-Pandemie musste die Expedition zur Entstehungsgeschichte der Erdkruste aber abgebrochen werden. 

Eigentlich hätte die Forschungsreise von Dr. Felix Genske und weiterer Wissenschaftler rund vier Wochen dauern sollen. Doch wegen der Corona-Pandemie konnte die internationale Wissenschaftler-Crew aus Deutschland, den USA, Finnland, Italien und China auf dem deutschen Forschungsschiff „Sonne“ nur etwa elf Tage Aufnahmen und Gesteinsproben vom Meeresgrund im Indischen Ozean nehmen. „Wir mussten die Ausfahrt leider frühzeitig abbrechen und sind dann per Schiff statt per Flugzeug wieder nach Deutschland zurückgekommen“, sagt Genske. Er ist Geochemiker am Institut für Mineralogie der Universität Münster und war gemeinsam mit drei weiteren Forschern des Instituts auf dem Schiff.

Bis zum 7. April – so die ursprünglichen Planungen – sollten im Indischen Ozean Proben genommen und Aufnahmen gemacht werden. Doch es kam anders. „Die Versorgungslage für uns war ungewiss, da Südafrika sämtliche Häfen und Flughäfen wegen der Pandemie geschlossen hat“, sagt Genske. Von Südafrika aus sollte die Versorgung des Schiffes organisiert werden. So mussten die Forscher ihre Arbeiten schon am 23. März einstellen, um direkt nach Deutschland zurückzukehren. Am Mittwoch dieser Woche kamen Schiff und Forscher wohlbehalten am Zielhafen in Emden an.

Entstehung der Erdkruste wird erforscht

Die Untersuchungen auf der Expeditionsfahrt „SO 273“ mit dem Titel „Marion Rise“ sollten unter anderem neue Erkenntnisse über die Entstehung der Erdkruste zu Tage bringen. „Wir waren in einer Region unterwegs, in der die antarktische und die afrikanische Erdplatte auseinander driften. Dort bricht der feste und starre Teil des oberen Erdmantels unter Schmelzbildung also ständig auf und es entsteht neue Erdkruste“, erklärt der Forscher der Universität Münster. Mit einem Tauchroboter wurden detaillierte Videoaufnahmen gemacht und erste Proben genommen. Ein spezieller Stahlkorb sammelte zusätzliche Gesteinsproben aus Tiefen von mehr als 4000 Metern ein.

„Wir konnten auch in der verkürzten Zeit schon zahlreiche Proben einsammeln, die jetzt noch weitgehender untersucht werden“, so Genske. Das Gestein aus der Erdkruste, auch Peridotit genannt, lagert derzeit noch in einem Container im Hafen in Emden. Von dort aus wird es gemeinsam mit anderen Proben an die beteiligten Forschungseinrichtungen verteilt. In Münster sollen zum Beispiel weitere geochemische Analysen zur Zusammensetzung der Gesteinsproben erfolgen. Aber auch Untersuchungen zum Alter der Funde gehören zu den Aufgaben der Universität.

Verkürzte Expedition war erfolgreich

Einige Analysen wurden bereits auf dem Schiff durchgeführt. „So konnten wir feststellen, dass die gefunden Basalte zum Teil explosiv eruptiert sind. Ziel unserer Forschung ist es unter anderem zu erfahren, wie sich die Erdkruste erneuert, welche Bausteine dazu benötigt werden und wie sie sich zusammensetzt“, erklärt der Wissenschaftler.

Insgesamt waren bei der Forschungsreise 33 Wissenschaftler und 40 Besatzungsmitglieder an Bord der „Sonne“. Die Leitung hatte die Leibniz Universität Hannover. Beteiligt waren die Hochschulen in Bremen, Erlangen und Münster sowie die FU Berlin. Trotz des vorzeitigen Abbruchs bewertet Genske die Expedition als Erfolg. Denn neben der Auswertung der Proben konnten auch genaue Karten vom Meeresgrund angelegt werden. „Wir konnten den Meeresboden sehr gut kartieren und sogenannte Bathymetrie-Karten erstellen“, sagt er. Eine baldige erneute Fahrt in die Region ist übrigens nicht so einfach möglich. Aus unterschiedlichen Gründen nehmen Vorbereitung und Genehmigung einer solchen Expedition rund drei Jahre in Anspruch.

jüb/wsp

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