Firmensitz der Gerry Weber International AG war bislang Halle/Westfalen. Foto: Gerry Weber AG
08.05.2025

„Gerry Weber“ verlässt Halle

Der insolvente Modekonzern „Gerry Weber“ gibt seinen Firmensitz in Halle/Westfalen auf. 

Das traditionsreiche westfälische Unternehmen hatte bereits im März diesen Jahres zum dritten Mal Insolvenz angemeldet. Derzeit laufen Verhandlungen mit potenziellen Investoren, die Interesse an einer Übernahme des Geschäfts und der Marke „Gerry Weber“ haben, berichtet unter anderem das Fachmagazin TextilWirtschaft. Die Geschäfte des zahlungsunfähigen Modekonzerns sollen in Zukunft aber nicht mehr vom traditionellen Firmensitz gesteuert werden. „Vor diesem Hintergrund wird die Geschäftsführung Maßnahmen zur Aufgabe des Standortes Halle einleiten“, zitiert das Magazin ein Statement des Unternehmens. Betroffen davon seien 281 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahrzehnten dort tätig waren. Bereits im Januar 2024 wurde der Verkauf des Gebäudes gemeldet. Die Gerry Weber International GmbH war dort fortan nur noch Mieter.

Einstiges Vorzeigeunternehmen

„Gerry Weber“ galt in den 1990er und frühen 2000er Jahren als Vorzeigeunternehmen der deutschen Textilwirtschaft. Aus einem kleinen Bekleidungsgeschäft in Versmold (Kreis Gütersloh) baute Gerhard „Gerry“ Weber einen international tätigen Modekonzern auf. Tennisstar Steffi Graf sorgte als Werbebotschafterin für Aufmerksamkeit und es wurden immer mehr Filialen eröffnet. Am ostwestfälischen Firmensitz wurden im Gerry-Weber-Stadion ab 1993 bis 2020 internationale Tennisturniere ausgetragen. Zum Verhängnis wurde dem Unternehmen offenbar der Bau eines überdimensionierten Logistikzentrums. Auch der harten Wettbewerb auf dem Modemarkt, das Innenstadtsterben und die Konsumflaute setzten dem Geschäft zu.

Nach der ersten Insolvenz in 2019 stieg die Gründerfamilie um den Patriarchen Gerhard Weber aus dem Unternehmen aus. Unter der Leitung von Finanzinvestoren sollte sich „Gerry Weber“ gesundschrumpfen. Die Corona-Krise und die Wirtschaftsflaute setzten den Konzern in den folgenden Jahren jedoch weiter unter Druck. Filialschließungen und weitere Insolvenzen folgten. Mit der Aufgabe der Firmenzentrale endet nun die Geschichte des Textilunternehmens in Halle/Westfalen.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin