In einigen Kreisen und Städten werden die Quarantäne-Regeln gelockert. Foto: Pixabay
12.01.2022

Gesundheitsämter überfordert

Vollständig geimpfte, Geboosterte oder genesene Kontaktpersonen müssen nicht mehr in Quarantäne. Das NRW-Gesundheitsministerium hat gestern (12.01.) einen entsprechenden Erlass vorgelegt.

Schon zuvor hatten die Gesundheitsämter im Münsterland wegen der hohen Fallzahlen die Quarantäne-Regeln angepasst. Das hatte für mehr Arbeit in den benachbarten Kreisen gesorgt. So meldeten sich beim Kreis Recklinghausen immer häufiger von Quarantäne Betroffene, die nicht verstanden, warum sie isoliert zuhause bleiben müssen, während nur wenige Kilometer weiter hinter der Kreisgrenze zu Borken oder Coesfeld eine andere Quarantäne-Regel gilt. Dieser Flickenteppich ist mit der neuen Verordnung vom Tisch. 

Enorm gestiegene Fallzahlen

Nach der neuen Verordnung gilt nun: Die Quarantäne wird für Infizierte von 14 auf zehn Tage herabgesetzt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich nach sieben Tagen freitesten zu lassen, wenn man mindestens 48 Stunden symptomfrei ist. Wer ein negatives Testergebnis eines PCR- oder zertifizierten Schnelltests von einer zugelassenen Teststelle hat, darf die Quarantäne beenden, heißt es dazu vom Kreis Recklinghausen. Auch für Kontaktpersonen ende die Quarantäne grundsätzlich nach zehn Tagen.

Grund für die Lockerungen seien die enorm gestiegenen Fallzahlen in den vergangenen Wochen, heißt es aus Münster. Die Ämter kommen schlicht bei der Benachrichtigung der positiven Fälle sowie bei der Ermittlung der Kontaktpersonen nicht mehr nach. Besonders problematisch habe sich erwiesen, dass der Beleg für das Vorliegen einer Omikron-Variante bis zu acht Tage dauere und auch nicht von allen Laboren durchgeführt werde. „Ein nachträgliches In-Quarantäne-Versetzen von Kontaktpersonen ist dann oft auf Unverständnis gestoßen und teilweise nicht mehr umsetzbar gewesen“, so die Stadt weiter.

Kontaktpersonen selbst informieren

Angesichts der hohen Zahlen, allein im Kreis Recklinghausen wurden in den vergangenen sieben Tagen fast 1600 Neuinfiziert registriert, wird auch eine Kontaktnachverfolgung immer schwieriger. Daher setzen viele Städte und Kreise auf eine Priorisierung. So werden in Recklinghausen etwa diejenigen Kontakte bevorzugt verfolgt, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf aufweisen, oder die Kontakt zu besonders gefährdeten Gruppen haben. Ebenso Kontakte, die in Zusammenhang mit einer besorgniserregenden Virusvariante stehen, und auch Situationen mit besonders hohem Übertragungspotential wie Gemeinschaftseinrichtungen oder Busreisen sowie Verdachtsfälle für ein Ausbruchsgeschehen, heißt es.

Die Gesundheitsämter weisen aber auch darauf hin, dass Personen, bei denen eine Corona-Infektion mit einem PCR-Test nachgewiesen ist, verpflichtet sind, sich unverzüglich nach Erhalt dieses Testergebnisses auf direktem Weg in Quarantäne zu begeben, da eine Benachrichtigung durch die Behörden inzwischen einige Tage dauern kann. Dies gilt auch für Personen, die ein positives Testergebnis eines Coronaschnelltests erhalten haben, bis zum Zeitpunkt des Vorliegens eines PCR-Testergebnisses. Auch bei der Kontaktnachverfolgung setzen die Behörden auf die Unterstützung der Bürger. Wer positiv getestet ist, soll seine Kontaktpersonen selbst umgehend informieren.

„Omikron nicht unterschätzen“

Unterdessen warnen einige Krisenstäbe davor, die Omikron-Variante zu unterschätzen. „Auch wenn die Krankheitsverläufe weniger dramatisch als bei anderen Covid-Varianten zu sein scheinen, so sind die Herausforderungen für die Pandemiebekämpfung insgesamt keineswegs kleiner“, so Münsters Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer. Prof. Dr. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Münster, erklärte dazu: Die Auslastung der Krankenhausbetten mit Corona-Patienten sei im Vergleich zu früheren Pandemie-Phasen aktuell zwar moderat. Gleichzeitig sei der Engpass beim Pflegepersonal jedoch größer, unter andere, weil sich wegen der hohen Inzidenzen aktuell mehr Krankenhausmitarbeiter als früher mit dieser extrem ansteckenden Virusvariante infizieren, so die Stadt Münster.

jüb/wsp

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