Bewegung hat nicht nur positiven Einfluss auf die körperliche Gesundheit. Sie kann auch unser psychisches Wohlbefinden steigern. Foto: Pixabay
03.11.2021

Glücklich durch Sport

Bewegung tut nicht nur den Muskeln und Knochen in unserem Körper gut, sie hilft auch der Seele. Dafür sorgen Wohlfühlhormone.

Die Promenade in Münster müsste eigentlich ein Ort der Glückseligen sein. Bei den vielen Menschen, die dort joggen, spazieren oder mit dem Rad fahren. Ob bewusst oder unbewusst: Auf diese Weise tun sie nicht nur etwas für ihre körperliche Gesundheit, sondern auch für ihre geistige Fitness und das seelische Wohlbefinden. Denn Bewegung und Sport können glücklich machen. 

Verantwortlich dafür sind unter anderem Hormone. „Wenn wir uns bewegen, steigt zum Beispiel der Spiegel des Hormons Dopamin. Dadurch sind wir fokussierter, können besser durchhalten und haben einfach Spaß an der Bewegung“, erklärt die Sportwissenschaftlerin Sina Gerten von der Universität Bielefeld. Schon während der Bewegung steigt der Dopaminspiegel im Körper an. Treibt man regelmäßig Sport, bleibt der Spiegel dieses Hormons höher als bei Menschen, die sich wenig bewegen. Auch auf andere Hormone wie Serotonin oder Cortisol hat Bewegung positive Auswirkungen. So wird der Cortisolanteil im Körper durch regelmäßiges Sporttreiben verringert, dadurch sind wir stresstoleranter auch im Alltag.

Rauschzustand durch Bewegung

Manch ein Sportler erlebt während der Bewegung sogar einen euphorisierten Zustand, in dem er das Gefühl hat, endlos weiter laufen, schwimmen oder Rad fahren zu können. Das sogenannte „Runner´s High“ oder auch Läuferhoch. Dabei haben neueren Studien zufolge vermutlich auch die Endocannabinoide eine größere Bedeutung, die den Körper ähnlich wie manche Drogen in einen wahren Rauschzustand versetzen können. 

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Sport hat also auch psychologische Effekte. „Nach der Bewegung fühlt man sich angenehm erschöpft. Man kann auch stolz auf sich sein, weil man das geschafft hat, was man sich vorgenommen hat“, so die Sportwissenschaftlerin zu den psychologischen Wirkmechanismen der Bewegung. Häufig ermöglicht Sport auch soziale Kontakte und lenkt von Grübeleien ab, was ebenfalls das Wohlbefinden steigert. Außerdem verbessert Sport die Selbstwahrnehmung. Daher spielt Sport auch in der Therapie von psychischen Erkrankungen wie etwa bei Depressionen eine Rolle. 

Für den Einstieg realistische Ziele setzen

Sogar unser Gehirn profitiert von regelmäßiger körperlicher Bewegung. „Aus Tierversuchen weiß man, dass Sport die Nervenneubildung stimuliert. Auch wenn man das nicht direkt bei Menschen nachweise kann, geht man davon aus, dass Sport dazu führt, dass sich Nervenzellen im Gehirn neu bilden und besser miteinander vernetzen“, sagt Gerten, die selbst zum Zusammenhang von körperlicher Aktivität und kognitiven Fähigkeiten bei älteren Menschen forscht. „Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper – diese bekannte Redewendung des römischen Dichters Juvenal trifft also tatsächlich zu.

Einsteiger sollten sich realistische Sportziele setzen, empfiehlt die Expertin. Foto: Pixabay

Einsteiger sollten sich realistische Sportziele setzen, empfiehlt die Expertin. Foto: Pixabay

Aber keine Angst, man muss nicht Marathon laufen oder an der Tour de France teilnehmen, um seinem Gehirn auf die Sprünge zu helfen oder Glück durch Sport zu erfahren. „Auch moderate Bewegung ist gut und auf jeden Fall besser als gar keine Bewegung“, erklärt Gerten. Allerdings habe die Wissenschaft die Wirkungen des Ausdauersports auf kognitive Fähigkeiten und das Wohlbefinden am besten untersucht. Doch auch dem Tanzen, Golf, Yoga oder Krafttraining werden positive Effekte zugeschrieben.

Für den Einstieg in die Bewegung hat Gerten einige Tipps. Realistische Ziele setzen, die auch messbar sind. Langsam steigern. Feste Zeiten für die Bewegung einplanen, idealerweise mit mehreren Menschen gemeinsam trainieren und ganz wichtig: „Eine Sportart wählen, die einem Spaß macht.“ Dann steht dem Glück nichts mehr im Wege.

Jürgen Bröker, wsp

Der Text erschien zuerst in Heft 5/2021 des WESTFALENSPIEGEL. Gerne senden wir Ihnen im Rahmen unseres kostenlosen Probeabos zwei Ausgaben des WESTFALENSPIEGEL zu. Zur Anmeldung für ein Probeabo gelangen Sie hier. Zur Probeabo-Bestellung

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