Das aus Gold und Eisen filigran gearbeitete Dosenschloss misst nur 1,1 cm x 1,2 cm und muss von einem hochspezialisierten Kunsthandwerker oder Schlosser im provinzialrömischen Gebiet gefertigt worden sein. Foto: LWL /S. Brentführer
28.01.2025

Goldenes Fundstück

Ein Student hat in Petershagen ein römisches Dosenschloss entdeckt. Laut der LWL-Archäologie ist es einzigartig in Europa.

Der Sondengänger Constantin Fried hat auf einem Acker nahe der Weser bei Petershagen ein mehr als 1600 Jahre altes römisches Dosenschloss aus Gold aufgespürt. „Es ist kleiner als eine Ein-Euro-Münze, aber ungleich viel wertvoller“, sagte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, bei der Präsentation in der Restaurierung der LWL-Archäologie. „Man hat es mutmaßlich benutzt, um ein Schmuck- oder Geldkästchen zu verschließen.“ Lunemann lobte das ehrenamtliche Engagement der 482 lizenzierten Sondengängerinnen und Sondengänger, die in Westfalen-Lippe mit der Archäologie eng zusammenarbeiten. Einer von ihnen, der Archäologiestudent Constantin Fried, hat das goldene Schloss im Winter vor rund zwei Jahren aufgespürt. Auf dem Feld hatte er zuvor schon römische Münzen, eine Fibel, Keramik und eine Schmuckperle entdeckt. „Aber das war das Highlight“, freut er sich über das im Ortsteil Frille gefundene Schloss.

„Hohe Kunstfertigkeit“

„Wir können es aufgrund seines Mechanismus und seiner Verzierungen ins 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus datieren“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, selbst Archäologin. Wie das Dosenschloss in das germanische Siedlungsgebiet an der Weser gekommen ist, kann LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind nur vermuten. Es könnte zum Beispiel Handels- oder Raubgut gewesen sein. Rind betonte die wissenschaftliche Bedeutung des Funds: „Das goldene Miniatur-Dosenschloss steht in Europa bisher völlig allein da und ist der bisher nördlichste Fund eines Dosenschlosses in Deutschland.“

Das römische Miniatur-Dosenschloss und seine Rekonstruktion sorgen für Begeisterung bei Dr. Georg Lunemann, dem Direktor des LWL, und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Foto: LWL/Julia Großekathöfer

Das römische Miniatur-Dosenschloss und seine Rekonstruktion sorgen für Begeisterung bei Dr. Georg Lunemann (2. v. re.), dem Direktor des LWL, und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (re.). Foto: LWL/Julia Großekathöfer

Schlüssel und Kette für das Gehäuse des filigran gearbeiteten Schlosses fehlen. Eine Untersuchung mit 3D-Neutronen-Computertomografie in der Schweiz ergab, dass die Mechanik zwar weitgehend vollständig, aber beschädigt ist. Ein Restaurator der LWL-Archäologie hat einen voll funktionstüchtigen Nachbau des Schlosses hergestellt, viermal größer als das Original. „Der außergewöhnliche Fund aus Petershagen zeigt die hohe Kunstfertigkeit des provinzialrömischen Kunstschmiede- und Schlosserhandwerks“, so Rüschoff-Parzinger. Das Schloss wird zukünftig im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne oder im LWL-Römermuseum in Haltern am See zu sehen sein.

wsp/Martin Zehren

Lesen Sie auch im Bereich "Kultur, Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin