Die Terrasse des LWL-Besucherzentrums im Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Foto: LWL/ Peter Hübbe
14.10.2021

Gute Aussichten

Zwei Jahre nach der Wiedereröffnung ist das sanierte Kaiser-Wilhelm-Denkmal ein Besuchermagnet.

„Ein Riesenschub für den Tourismus der Region. Was das ausgelöst hat, das ist der Wahnsinn!“ Matthias Gräbner, Geschäftsführer des Touristikzentrums Westliches Weserbergland, gerät ins Schwärmen, als er nach der Entwicklung der Gästezahlen seit dem Sommer 2018 gefragt wird.

Im Juli vor zwei Jahren wurde das sanierte Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Wittekindsberg in Porta Westfalica wiedereröffnet – mit modernem Besucherzentrum, neuem Restaurant und wiederhergestellter Ringterrasse, die eine fantastische Aussicht auf die Weser und das grüne Umland bietet. Der Eigentümer des Denkmals, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), hat im Jahr 2018 rund 230.000 Menschen am Denkmal gezählt und 2019 rund 210.000 Gäste – in beiden Jahren deutlich mehr als erwartet.

Das Besucherzentrum am Denkmal. Foto: LWL/Hübbers

Das Besucherzentrum am Denkmal. Foto: LWL/Hübbers

Die Hoffnung, dass die Touristen nicht nur kurz das runderneuerte Denkmal besuchen, sondern sich länger in der Region aufhalten, scheint sich zu erfüllen. Das Touristikzentrum Westliches Weserbergland in Rinteln sieht ein deutlich gestiegenes Interesse an den Ausflugszielen der Umgebung: „Wir haben seitdem circa 100 bis 150 Anfragen zusätzlich pro Woche“, zieht Geschäftsführer Matthias Gräbner Bilanz. Es gebe 14-mal so viele Gästeführungen im Vergleich zu 2017, Bus-Reiseveranstalter haben das Denkmal wieder ins Programm aufgenommen und das Interesse an Kombinationsangeboten wie Denkmalbesuch plus Weser-Schifffahrt, Wanderung oder Radtour habe deutlich zugenommen.

„Highlight für die Region“

„Das Denkmal ist ein touristisches Highlight für die Region“, zeigt sich auch LWL-Direktor Matthias Löb sehr zufrieden. Die LWL-Tochtergesellschaft WLV hatte die aufwändigen Bau- und Sanierungsarbeiten betreut. Direkt nach der Eröffnung des Denkmals war der Besucherandrang so groß, dass der Parkplatz am Denkmal nicht ausreichte. Seitdem es an besucherstarken Tagen einen kostenfreien Bustransfer vom Parkplatz „Unterm Willem“ am Fuße des Wittekindsberges hinauf zum Denkmal gibt, hat sich die Verkehrssituation jedoch entspannt.

Den Gästen am Denkmal wird bald noch mehr geboten: Im nächsten Jahr baut die WLV direkt neben dem Monument eine Kinderaktionsfläche zum Klettern und Graben. Dort wird es auch Stationen geben, an denen Besucher spielerisch etwas über das Denkmal lernen können.

Das LWL-Preußenmuseum in Minden. Foto: Christian Richters

Das LWL-Preußenmuseum in Minden. Foto: Christian Richters

Zudem wird voraussichtlich im Sommer 2021 im benachbarten Minden die neue Dauerausstellung des LWL-Preußenmuseums eröffnet. Dr. Sylvia Necker, seit einem Jahr Leiterin des Museums und auch für das LWL-Besucherzentrum am Denkmal inhaltlich zuständig, will an beiden Orten die kulturelle und geschichtliche Bedeutung des zweitgrößten deutschen Nationaldenkmals vermitteln. Dazu plant sie Angebote wie Workshops, die sich zum Beispiel mit Kaiser Wilhelm I. als historische Figur beschäftigen. Auch eine wissenschaftliche Tagung zur Frage, welche politische Dimension Denkmäler wie das in Porta Westfalica heute noch haben, sei denkbar, sagt die Historikerin.

In Minden weckt schon jetzt ein Container auf dem weitläufigen Simeonsplatz direkt vor dem Museum Neugierde auf das Haus: Ab September sind dort unter dem Motto „Platz da, das Museum kommt“ im, um und auf dem Container Konzerte, Lesungen, Vorträge, performative Aktionen und kleine Ausstellungen geplant. Die künftige Dauerausstellung des Museums soll preußische Kulturgeschichte aus mehr als 350 Jahren präsentieren und zeigen, wo wir in unserem Alltag heute noch auf Dinge preußischer Herkunft treffen.

Das Museum soll so die Ausstellung des Besucherzentrums in der Ringterrasse des Kaiser-Denkmals ergänzen. Dort erfahren die Besucher die Geschichte des 1896 errichteten Monuments und seiner Umgebung: von den Römern über Preußens Pomp und Gloria bis zum Elend der Zwangsarbeiter in der Zeit des Nationalsozialismus. LWL-Direktor Matthias Löb betont: „Das Besucherzentrum ist wichtig, um die Besucher mit dem Pathos des wilhelminischen Denkmals nicht allein zu lassen.“

Martin Zehren, wsp

Ein Beitrag aus dem WESTFALENSPIEGEL 04/2020

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