Windräder des Windparks Arfeld drehen sich über einem Waldgebiet in Bad Berleburg. Foto: LWW NRW
07.06.2023

Habeck eröffnet Windpark

In Südwestfalen sind in einem vom Borkenkäfer geschädigten Waldstück vier Windenergieanlagen in Betrieb genommen worden. Zur Eröffnung kam auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

„Der Windpark Arfeld zeigt, wie der so dringend benötigte Windenergieausbau auf lokaler Ebene mit Unternehmergeist, innovativen Lösungen und Entschlossenheit vorangetrieben und gleichzeitig der Eingriff in die Natur auf ein notwendiges Minimum reduziert werden kann“, erklärte Habeck. Die vier Windräder auf der sogenannten Kalamitätsfläche in Bad Berleburg haben eine installierte Leistung von je 3,6 Megawatt (MW). Die Anlage, die das Unternehmen Wittgenstein Wind mit seiner Tochter Eder Energy GmbH dort auf dem Prenzenberger Kopf errichtet hat, versorgt so rund 16.000 umliegende Haushalte mit Strom.

Um den Bau von Windkraftanlagen auf Waldflächen gibt es immer wieder Diskussionen. Umwelt- und Naturschutzverbände wie der NABU warnen, dass für die Biodiversität wichtige Flächen nicht für die Windkraftnutzung „geopfert“ werden sollen. Oft verzögert sich die Planung. So sind beim Windpark Arfeld knapp zehn Jahre von den ersten Plänen bis zur Inbetriebnahme vergangen. „Um Windenergie-Projekte in Deutschland umzusetzen, braucht man viel Mut und einen langen Atem. Dass wir beides zur Genüge haben, haben wir beim Windpark Arfeld bewiesen“, sagte Karl Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der zusammen mit seinem Vater Ludwig-Ferdinand das Unternehmen Wittgenstein Wind gegründet hat, bei der Einweihungsfeier.

Windkraftausbau stockt

„Der hier errichtete Windpark ist ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel von sauberer Energieerzeugung und dem Wiederaufforsten von Waldflächen hier in der Region“, erklärte auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer. „Wir werden unsere ehrgeizigen Klimaziele nur dann erreichen, wenn wir möglichst viele Flächen, die sich für die Windenergie eignen, freigeben.“ In den vergangenen Jahren ist der Windkraftausbau in NRW ins Stocken geraten. Während der klimabenötigte Jahreszubau mit 210 modernen 4,5 MW-Anlagen erreicht würde, kamen im vergangenen Jahr nur knapp 98 neue Anlagen hinzu, so der Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE). 2019 wurden demnach landesweit sogar nur 38 Anlagen neu errichtet.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer und LEE-NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel. Foto: LEE NRW

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer und LEE-NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel. Foto: LEE NRW

Für den LEE NRW hat der Windpark Arfeld daher Signalcharakter. „Wir brauchen mehr von solchen Wald-Windparks für den weiteren Windkraftausbau im Land. Wir sind deshalb froh, dass die Landesregierung die von Dürre und in Folge von Borkenkäferplage und Stürmen geschädigten Wald- und Forstflächen gezielt für die Errichtung von Windenergieanlagen nutzen will, was auch den Waldbauern eine alternative Einnahmemöglichkeit eröffnet“, erklärt Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des LEE NRW.

Nach einer aktuellen Studie der Fachagentur Windenergie an Land gab es Ende 2022 bundesweit rund 2.350 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 6.500 Megawatt, die auf Forstflächen in Betrieb gewesen sind. Auf Nordrhein-Westfalen entfielen davon nur 114 Anlagen mit einer Leistung von 322 MW. Am Gesamtbestand der Windenergieanlagen in NRW hatten die „Forst-Anlagen“ Ende 2022 lediglich einen Anteil von drei Prozent, so der LEE NRW weiter. Dabei ist das Potenzial vorhanden: Mehr als 135.000 Hektar zerstörter Waldflächen habe es Ende September 2022 in NRW gegeben, heißt es vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW.

Abstandsregel gekippt

Um den Ausbau der Windenergie zu beschleunigen hat die Landesregierung in der vergangenen Woche den Entwurf der Änderung des Landesentwicklungsplans beschlossen. Der Landesentwicklungsplan ist das maßgebliche Steuerungsinstrument für die räumliche Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Ziel der jetzt beschlossenen Änderung sei die Umsetzung des Wind-an-Land-Gesetzes des Bundes, welches die Sicherung von 1,8 Prozent der Landesfläche (rund 61.400 Hektar) für Windenergie vorgebe. Damit ist auch die Abstandsregel gekippt. Denn der im Baurecht geregelte Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohngebäuden könne bereits jetzt aufgehoben werden, teilt die Landesregierung mit.

Die meisten Windkraftanlagen in NRW stehen übrigens im Regierungsbezirk Münster. Anfang 2023 erzeugten dort 1048 Anlagen rund 1979 Megawatt Strom. In Detmold drehen sich 991 Anlagen, sie erzeugen eine Leistung von 1722 Megawatt. Arnsberg kommt auf 939 Megawatt Leistung, produziert von 630 Anlagen. Damit werden in Westfalen rund zwei Drittel der Gesamt-Windenergieleistung in NRW erzeugt.

jüb/wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin