Ein Jahr nach Inkrafttreten des Handelsabkommens mit Großbritannien läuft der Austausch der Waren mit den Unternehmen der Region noch nicht reibungslos. Foto: Pixabay
23.12.2021

Handel mit Großbritannien stottert

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und Großbritannien ziehen die heimischen Unternehmen ein erstes Fazit.

„Es war ein hartes Stück Arbeit für die Unternehmen, die Umstellungen im deutsch-britischen Handel zu meistern“, sagt Sebastian van Deel, Leiter des Geschäftsbereichs Digitalisierung, International und Industrie bei der IHK Nord Westfalen in Münster. Gemeinsam mit der IHK in Bielefeld hatte der Kammerbezirk Nord Westfalen den neuen Länderschwerpunkt Großbritannien und Irland zentral für alle 16 IHKs in NRW zu Beginn des Jahres übernommen.

Wie groß der Informationsbedarf auf Seiten der Unternehmen war, zeigt ein Blick in die Statistik: Beide Kammern führten mehr als 2700 individuelle Beratungsgespräche rund um den Brexit durch. Außerdem nutzten mehr als 1700 IHK-Mitgliedsunternehmen Online-Veranstaltungen, um sich über Brexit-Themen zu Informieren, teilen die beiden IHKs mit.

Obwohl sich die Unternehmen in der Region gut auf die neue Situation vorbereitet hätten, fiel der Start zu Jahresbeginn holprig aus, heißt es weiter. Insbesondere neue bürokratische Anforderungen, das Nadelöhr Calais–Dover und die mangelhafte administrative Vorbereitung seitens des britischen Zolls sorgten demnach für erhebliche Verzögerungen im deutsch-britischen Warenverkehr.

Großbritannien verliert als Exportland an Bedeutung

Und so ist auch ein Jahr nach dem Start des Abkommens noch Sand im Getriebe. „Der reibungslose Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen Deutschland und Großbritannien gerät sowohl im Zollbereich, bei der Arbeitnehmermobilität und bei Handelskonflikten, die zusätzlich Rechtsunsicherheit und Investitionszurückhaltung erzeugen, immer mehr aus dem Takt“, sagt Harald Grefe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld.

Die Schwierigkeiten schlagen sich auch in den Wirtschaftsdaten nieder. Sie seien die deutschen Exporte nach Großbritannien und Investitionen auf der Insel schon seit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 rückläufig. In der Exportrangliste belegt Großbritannien aktuell nur noch den achten Platz. Es war einmal das drittwichtigste Exportland für deutsche Unternehmen. Auch beim Import nach Deutschland habe das Königreich in diesem Zeitraum an Bedeutung verloren: Es fiel von Rang fünf auf Platz zehn ab.

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