„Heilkunst braucht Sprachkunst“
5000 Sprachprüfungen ausländischer Ärzte hat die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) in den vergangenen fünf Jahren abgenommen. Mediziner aus europäischen und nicht europäischen Ländern müssen dort ihre Deutschkenntnisse unter Beweis stellen, um von den Bezirksregierungen ihre Approbation zu erhalten und dann an Kliniken oder in Praxen arbeiten zu können.
Aus 99 Ländern stammten die Prüflinge, berichtet die ÄKWL. Mediziner mit syrischem, ägyptischem und libyschem Pass stellen die größte Gruppe. Auch aus anderen Regionen und Bundesländern kommen angehende Ärzte, um die Fachsprachenprüfung in Münster abzulegen. Die Hälfte der Kandidaten besteht die Tests beim ersten Versuch, insgesamt sind 80 Prozent erfolgreich.
In der Prüfung geht es nicht um medizinische Kenntnisse, sondern um berufsspezifische Sprache. Getestet wird, ob sich die Bewerber in Gesprächen mit Patienten, Kollegen sowie in der schriftlichen Dokumentation sicher verständigen können. Beurteilt wird die Prüfungsleistung von geschulten Ärzten mit Unterstützung von Sprachwissenschaftlern in einem festgelegten Verfahren. „Heilkunst braucht Sprachkunst“, fasste ÄKWL-Präsident Theodor Windhorst die Bedeutung der Prüfung zusammen. Diese sei ein „Garant für Patientensicherheit, medizinische Versorgungsqualität und Integration“.
50 Prozent der Ärzte in Kliniken aus dem Ausland
Notwendig ist die Prüfung geworden, da gerade im ländlichen Raum Westfalens viele Kliniken auf ausländische Ärzte angewiesen sind. Eine Statistik der ÄKWL zeigte vor zwei Jahren, dass im Durchschnitt knapp 50 Prozent der Assistenzärzte an Kliniken in Westfalen aus dem Ausland stammen, in Landkreisen wie Höxter und Olpe sind es sogar 80 Prozent.
„Ohne die Zuwanderung wäre die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen stark gefährdet“, sagt ÄKWL-Sprecher Volker Heiliger. Eine Entspannung dieser Situation verspricht sich die Kammer unter anderem von den neu gegründeten Medizinischen Fakultäten in Bielefeld und Siegen. Eine Hoffnung ist, dass möglichst viele der Mediziner nach Abschluss ihres Studiums auch dort als Arzt arbeiten.
wsp