Ob in der Heimatpflege, im Sport oder in der Kultur: Es gibt ein großes ehrenamtliches Engagement in Westfalen, hier beim Heimatverein Jöllenbeck. Foto: Uwe Biermann/ Heimatverein Jöllenbeck e. V.
31.01.2020

Heimatbund fordert „Gesamtstrategie Heimat“

„Wir treten dafür ein, dass nicht nur vorrangig in Projekte, sondern auch in Strukturen investiert wird, um die Heimatlandschaft langfristig zu ertüchtigen.“ Mit diesem Satz reagiert Dr. Silke Eilers auf das Heimat-Förderprogramm des NRW-Heimatministeriums.

Insgesamt umfasst das Programm einen Etat von150 Millionen Euro. Seit dem Start der Heimat-Förderung im August 2018 wurden bereits rund 2300 Projekte mit insgesamt mehr als 40 Millionen Euro unterstützt.

Besonders gefragt sind die „Heimat-Schecks“: Rund 1900 Anträge auf die Förderung á 2000 Euro haben seit dem Start des Heimatprogramms bereits „grünes Licht“ erhalten. Kleinere Projekte rund um das Thema Mensch, Kultur und Natur können hier eine Finanzspritze erhalten. Gesponsert wird zum Beispiel die Anschaffung von technischen Anlagen für Vereinsfeste oder die Beschilderung eines Denkmalpfades. Mehr als 200 Förderungen gibt es bereits für den „Heimat-Preis“, um den sich Städte, Gemeinden und Kreise oder auch Vereine bewerben können. Ziel dabei ist es, auf herausragendes Engagement aufmerksam zu machen und ehrenamtliche Arbeit zu würdigen.

Dr. Silke Eilers. Foto: LWL

Dr. Silke Eilers. Foto: LWL

Für das „Heimat-Zeugnis“ zählte das Ministerium lediglich 75 Bewilligungen von Anträgen (Stand 15. Januar 2020), allerdings sind die Förderungen hier deutlich umfangreicher, so dass Mittel von bislang insgesamt 32 Millionen Euro ausgeschüttet wurden. Das Programm unterstützt Initiativen darin, historische Orte herzurichten und erlebbar zu machen. So konnte die Bürgerstiftung Vreden 104.000 Euro aus dem Fördertopf nutzen, um einen historischen Friedhof zu sanieren und als Gedenkstätte zu erhalten. Der „Garten der Ruhe“ soll in Zukunft allen Bürgern offen stehen.

Der Westfälische Heimatbund, Dachverband für rund 565 Heimatvereine und 700 ehrenamtliche Heimatpfleger, sieht jedoch Kritikpunkte. In einem Positionspapier stellt der Heimatbund Elemente „einer zielgerichteten und nachhaltigen Heimatpolitik“ vor. Neue Programme sollten in Einklang mit der Förderlandschaft stehen und bestehende Gefüge stärken. Als Beispiel nennt das Papier, dass Kreisarchiven das erforderliche technische Knowhow zur Verfügung gestellt werden könnte, anstatt jedem Heimatverein einen Scanner zu finanzieren. Förderlotsen als feste Anlaufstellen in der Region und eine mobile Dorfberatung könnten dazu beitragen, die Kompetenzen vor Ort nachhaltig zu unterstützen.

Der Westfälische Heimatbund plädiert für eine Abstimmung verschiedener Akteure in der Heimatpflege, zu denen Ministerien, Landschaftsverbände und Heimatverbände zählen. Nach dem Vorbild des Beirates für die niederdeutsche Sprache könnten in einem neu zu gründenden „Beirat Heimat“ Interessensvertreter sitzen, die das Land bei seiner Heimatpolitik beraten.

Mehr zur „Gesamtstrategie Heimat“ des Westfälischen Heimatbundes erfahren Sie hier.

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