
Helau in Westfalen
Bei großen Umzügen und in heimlichen Hochburgen: Westfalen feiert Karneval.
Der Straßenkarneval hat begonnen und wird auch jenseits der närrischen Metropolen im Rheinland gefeiert. Mit zahlreichen Wagen und Fußgruppen sind die Umzüge an Rosenmontag in Münster (ab 12.11 Uhr) und in Dortmund (ab 11.11 Uhr) unterwegs. Wer es hingegen beschaulicher mag, besucht bereits am Sonntag den Arnsberger Karnevalsumzug. Ab 14 Uhr schlängelt sich der „Lindwurm der Freude“ von der Neustadt in die historische Altstadt. Prächtig geschmückte Fahrzeuge und originelle Fuß- und Musikgruppen sind unterwegs. Politische Ereignisse sowie Geschichten von Land und Leuten werden von den Narren aufgespießt.
„Rumskedi Helau!“ wird beim Karneval in Beckum gerufen. Die Tradition geht auf den schwarzen Kater „Rumskedi“ zurück, seit mehr als 90 Jahren das Maskottchen des Beckumer Karnevals. Mitzuerleben ist das am Sonntag beim Kinderkarnevalsumzug und einen Tag später beim Rosenmontagsumzug, der unter dem Motto „Närrische Streiche“ steht. Jecke Traditionen gibt es auch im Sauerland. In Attendorn zieht der große Karnevalszug am Veilchendienstag durch die Stadt. Dabei lautet der Schlachtruf der Narren nicht „Helau“, sondern „Kattfiller“. Das bedeutet soviel wie „Katzenmörder“ und geht auf eine Sage aus dem 16. Jahrhundert zurück. Demnach wollte der Kölner Erzbischof und Kurfürst Gebhard Truchseß von Waldburg sein gesamtes Erzbistum zur Annahme des protestantischen Glaubens zwingen. In dieser Mission kam er auch nach Attendorn. Die wütenden Bürger entdeckten den vermeintlich schlafenden Erzbischof im Fenster der Burg Bilstein und versuchten, ihn mit einer Armbrust zu treffen. Heruntergefallen kam aber nicht Gebhard, sondern eine weiße Katze – der Spitzname der Attendorner war geboren.

Frohsinn vor historischer Kulisse: der Rosenmontagsumzug in Rietberg. Die Stadt gilt als Karnevalshochburg in Ostwestfalen. „Ten Dondria Helau“ lautet dort der Karnevalsruf. Foto: Archivbild Grafschaftler KG Rietberg
Soest hingegen hat den Ruf als „karnevalsfreieste Stadt in NRW“. Während im Umfeld kräftig gefeiert wird, regieren in Soest die Karnevalsmuffel. Schließlich wurde die Stadt durch die Reformationsbewegung geprägt. So gibt es dort weder einen Straßenkarneval noch Sitzungen oder große Partys. Stattdessen wirbt Soest mit Ruhe und entspannter Atmosphäre in Kneipen um Karnevalsflüchtlinge (nicht nur) aus dem Rheinland. Erstmals in diesem Jahr gibt es dort am Rosenmontag, pünktlich um 11.11 Uhr, sogar eine „Stadtführung für Karnevalsmuffel“. Das Angebot trifft offenbar einen Nerv – die Tour ist seit langem ausgebucht.
wsp