Mit der Getreideernte 2022 waren die Landwirte zufrieden. Foto: Pixabay
30.09.2022

Herausforderungen wachsen

Zum Erntedankfest an diesem Sonntag sind viele Landwirte wegen hoher Energie- und Düngemittelpreise verunsichert. Doch es gibt auch Lichtblicke.

Fehlende Planungssicherheit und hohe Betriebskosten machen den Landwirten in der Region zu schaffen. Vor allem die Entwicklung der Energie- und Düngemittelpreise drückt bei den Bauern in Westfalen auf die Stimmung. „Die Preise für Düngemittel haben sich vervierfacht. Doch neben der Kostensteigerung treibt viele Kollegen die Sorge um, ob es überhaupt ausreichend Düngemittel für alle geben wird“, sagt der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), Hubert Beringmeier. 

Zur Produktion von Kunstdünger wird Gas benötigt. Die Gaskrise hat zu einer Kostenexplosion bei Dünger geführt. Statistiken zeigen, dass in Deutschland weniger Dünger abgesetzt wurde, Hersteller haben die Produktion wegen der hohen Energiekosten gedrosselt oder teilweise ganz eingestellt. Die daraus resultierende Verknappung treibt die Preise weiter in die Höhe. Doch: Ohne Dünger könnten die Ernten in Deutschland geringer ausfallen.

Weitgehend gute Ernte in der Region

Für zusätzliche Unsicherheit sorgen immer neue Auflagen, die auf Bauernfamilien „einprasseln“ und „die nicht auf fachlicher, sondern rein politischer Ebene entstehen“, sagt Rainer Meyer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke. Diese Gesetzesfülle und Regelungswut setze besonders den kleineren, bäuerlichen Familienbetrieben zu und bringe sie in Existenznot.

Mit der Ernte sind die Landwirte in der Region in diesem Jahr aber weitgehend zufrieden. „Die Getreideernte war trotz der Hitze und Dürre im Sommer gut“, sagt Beringmeier. Positiv sei auch die aktuelle Entwicklung bei den Milchpreisen, Ähnliches gelte für die Rindfleischpreise. Es sei nicht alles schlecht. Größere Sorgen haben aber Schweinemastbetriebe. Und auch bei der Ernte der späteren Feldfrüchte wie Kartoffeln, Rüben oder Mais gab es Einbußen. 

Heimische, regionale Erzeugung als wichtiger Faktor

Meyer hob zum Erntedank noch einmal die Bedeutung der Ernährungssicherheit vor Ort hervor: Gerade in Zeiten internationaler Krisen und anfälliger Handelsströme sei eine wettbewerbsfähige und heimische, regionale Erzeugung wichtig, die eine flächendeckende Versorgung beinhalte. Unterstützung erhielt er dabei von NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen. „Dankbarkeit ist der Kern des Erntedankfestes. Wir danken all denen, die von den Gaben der Natur leben und mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass unsere Kühlschränke gefüllt sind. Ich würde mir wünschen, dass gerade in diesen Zeiten stärker gewürdigt wird, wie unsere Bäuerinnen und Bauern in Nordrhein-Westfalen Tag für Tag einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Ernährung unseres Landes leisten“, sagt Gorißen beim Erntedankempfang der Landesregierung.

Angesichts des Ukraine-Kriegs und seiner geopolitischen Folgen und der Auswirkungen des Klimawandels seien die Herausforderungen für die Landwirtinnen und Landwirte besonders groß. Den aktuellen ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, aber auch den wachsenden und berechtigten Anforderungen der Biodiversität und des Tierwohls werde sich die Landwirtschaft stellen müssen, so Gorißen weiter.

jüb/wsp

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