Die vierjährige Charlotte kann dank der besonderen Sonnencreme wieder unbeschwerter draußen spielen. Foto: Beiersdorf
27.02.2023

Hilfe für Charlotte

Eine speziell für sie entwickelte Sonnencreme ermöglicht es der vierjährigen Charlotte Hesseling aus der Nähe von Münster in der Sonne zu spielen. Sie leidet unter einer seltenen Erkrankung.

Nur knapp 400 Menschen in Deutschland sind an der Erythropoetische Protoporphyrie (EPP) erkrankt. Damit zählt EPP zu den seltenen Erkrankungen, auf die am 28. Februar aufmerksam gemacht wird. Darunter versteht man diejenigen Störungen, von denen nur eine vergleichsweise kleine Zahl von Menschen betroffen ist. In Europa wird eine Krankheit zum Beispiel dann als selten klassifiziert, wenn sie höchstens eine unter 2000 Personen betrifft. Allein in Deutschland sind rund vier Millionen Menschen von seltenen Erkrankungen betroffen.

Bei EPP verursacht ein Aufenthalt in der Sonne Schmerzen, weshalb die Erkrankung auch als „Schattenspringerkrankheit“ bekannt ist. Auch Charlotte hat EPP. Doch mit Hilfe von Prof. Thorsten Marquardt, Leiter des Bereichs Angeborene Stoffwechselerkrankungen in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM) und dem Beiersdorf-Konzern, konnte eine spezielle Hautcreme entwickelt werden, mit der sich das Mädchen nun kurze Zeit in der Sonne aufhalten kann.

Individueller Sonnenschutz

Bei der Schattenspringerkrankheit führt der blaue Anteil des Sonnenlichts zu inneren Verbrennungen der Haut. Diese verursachten schreckliche Schmerzen, so Marquardt. Therapieoptionen gibt es bei dieser Erkrankung nicht. Daher kam der Mediziner auf die Idee, gemeinsam mit Charlottes Vater nach jemandem zu suchen, der einen kosmetischen Sonnenschutz speziell gegen das blaue Licht entwickeln könne. Ein solches Produkt vermöge zwar nicht, die Krankheit an sich heilen, könne es dem Kind aber ermöglichen, sich in der Sonne aufzuhalten, ohne sofort Verbrennungen zu erleiden, so Marquardts Überlegungen.

Die beiden knüpften Kontakt zu Beiersdorf. Dort ist Dr. Ludger Kolbe leitender Wissenschaftler der Abteilung Photobiologie. „Uns war sofort klar, dass wir eine Creme entwickeln mussten, die anders wirkt als herkömmlicher Sonnenschutz. Bei EPP ist nicht nur UV-Schutz nötig, sondern zusätzlich noch ein guter Filter für den Blaulichtbereich“, so Kolbe. Es hat funktioniert. Familie Hesseling kann nun mit ihren drei Kindern wieder einigermaßen unbeschwerter in den Urlaub fahren und Charlotte kann über einen begrenzten Zeitraum draußen spielen, teilt das UKM mit. „Jede Minute, die Charlotte nun in der Sonne bleiben kann, ist für uns Gold wert“, sagt ihr Vater.

Der neue Sonnenschutz ist speziell für Charlotte entwickelt worden. Er gehört nicht zum Portfolio der Beiersdorf-Marke Nivea und kann somit auch nicht erworben werden, teilt das Unternehmen mit.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin