Hilfe für die Ukraine
Nach mehr als einer Woche Krieg in der Ukraine ist die Hilfsbereitschaft in der Region weiter ungebrochen. Einige Kommunen haben die ersten Flüchtlinge aufgenommen.
In der Aufnahmestelle Unna-Massen sind ebenso die ersten Geflüchteten angekommen wie in Münster. Die Menschen befinden sich in voll ausgestatteten Einrichtungen und sollen nun in sicherem Umfeld etwas zur Ruhe kommen, so die Stadt Münster. Dort rechnet man mit einer weiter wachsenden Zahl an Menschen, die Zuflucht suchen. „Angesichts der fassungslos machenden Situation der Menschen im Kriegsgebiet wächst auch bei uns der Handlungsdruck“, so Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer. „Die Zahl der Kriegsvertriebenen wird voraussichtlich auch in Münster kurz- bis mittelfristig deutlich zunehmen.“
Die Kommunen in Westfalen bereiten sich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor. Auch die Landwirte der Region wollen helfen. Daher hat der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) an seine Mitglieder appelliert, Menschen aus den Kriegsgebieten aufzunehmen und freien Wohnraum auf den Höfen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sind große Spendenaktionen im Gange, immer wieder starten Hilfskonvois in Richtung Ostukraine. Darüber hinaus gibt es viele Hilfsaktionen an Schulen, von privaten Initiativen, Vereinen, Verbänden und religiösen Gruppen.
Hilfe aus der Kultur
Auch die Kultur und einzelne Künstler starten Aktionen. So hat das Künstlerkollektiv „Willi&Söhne“ mit einer spektakulären Aktion zum Frieden in der Ukraine aufgerufen. Mehr als 70 Aktivisten des Kollektivs haben den Schriftzug „Lasst uns Brücken bauen“ auf den Asphalt der gesperrten Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid auf der A45 gemalt. Entstanden ist eine der größten Street-Art-Installationen der Welt – auf einer Fläche von über 6000 Quadratmetern und mit einer Länge von rund 300 Metern. „Gegen Krieg, gegen Spaltung und für ein Miteinander: Lasst uns Brücken bauen. Peace“, so das Künstlerkollektiv.
Andernorts werden Benefizveranstaltungen organisiert. Das Konzerthaus Dortmund veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Klavier-Festival Ruhr am 17. März ein Benefizkonzert. Mit dabei sind Anne-Sophie Mutter, Pablo Ferrández und Yefim Bronfman stehen auf der Bühne und verzichten auf ihre Gage. Das Zeitmaul-Theater in Bochum etwa veranstaltet zur Unterstützung der Hilfen für die Ukraine in den kommenden Tagen Blau-Gelbe Nächte. Am 9. März ist dort zum Beispiel Frank Goosen zu Gast. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, stattdessen werden Spenden für den Verein Bochum-Donezk gesammelt. Im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen spielt die Neue Philharmonie Westfalen am Sonntag (06.03.2022) ein Benefizkonzert.
Wissenschaft stellt Austausch mit Russland ein
Auch die Wissenschaft in der Region setzt Zeichen gegen den Krieg. Dazu erklärte NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Der russische Angriff auf die Ukraine ist eine tiefgreifende Zäsur in Europa. Dieser eklatante Bruch des Völkerrechts lässt sich durch nichts rechtfertigen. Freiheit und Frieden sind unabdingbare Voraussetzungen für wissenschaftlichen Austausch und Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen haben wir uns deshalb darauf verständigt, wissenschaftliche Aktivitäten und Kooperationen mit russischen Einrichtungen ruhen zu lassen. Wir alle bedauern diesen Schritt sehr – er ist aber aktuell ohne wirkliche Alternative.“
Lesen Sie zum Thema Ukraine auch ein Interview mit Mariya Sharko, die 2005 die Ukraine verlassen, dort aber immer noch Familie hat:
Ich hoffe sehr, dass der Krieg bald aufhört
Das Beispiel der Universität Siegen zeigt den Umgang mit den aktuellen Ereignissen: Dort setzt man mit sofortiger Wirkung mit Zusammenarbeit mit Russland auf institutioneller Ebene aus. „Dies betrifft wissenschaftliche Kooperationen sowie Partnerprogramme zum Studierendenaustausch. Dienstliche Reisen nach Russland sind auf Weiteres untersagt. Ferner sind bis auf Weiteres keine Beschaffungen in Russland vorzunehmen, zudem sind Ausfuhren nach Russland einem erhöhten Genehmigungsverfahren unterworfen“, so die Hochschule.
Diskussion zu Putins Politik
Mit einer Podiumsdiskussion, die auch online verfolgt werden kann, will die Universität Bielefeld Orientierung in der aktuellen Nachrichtenflut leisten. Unter dem Titel „Putins Geo- und Geschichtspolitik“ sollen die Position des russischen Staatspräsidenten eingeordnet und mögliche Konsequenzen für die Weltpolitik ausgelotet werden, teilt die Universität mit. Veranstalter sind die Universität Bielefeld und ihr Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF). Start der Veranstaltung ist Montag, 7. März, um 19 Uhr. Hier geht es zum Livestream via Zoom.
jüb/wsp