Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge bei der Verladung eines Notstromgenerators für eine Kinderklinik in der Ukraine. Foto: Gerd Kaemper/ gkfoto.de
23.02.2023

Hilfsbereitschaft weiter ungebrochen

Ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist die Solidarität in den westfälischen Kommunen immer noch ungebrochen. Auch das DRK zieht eine Zwischenbilanz.

Nordrhein-Westfalen hat bislang mehr als 225.000 Menschen aufgenommen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind. Sie sind in Landes- und kommunalen Einrichtungen untergekommen, aber auch in Wohnungen, die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung gestellt haben. So haben allein in Rheine etwa 400 von rund 1300 geflüchteten Menschen in privaten Unterkünften eine Bleibe gefunden. „Die private Unterbringung stellt nicht nur eine erhebliche Entlastung der Verwaltung dar. Viel wichtiger ist, dass hierdurch sehr deutlich wird, wie engagiert und tatkräftig in Rheine Solidarität und Hilfsbereitschaft gelebt wird“, sagt Raimund Gausmann, Sozialdezernent der Stadt Rheine.

Vielerorts unterstützen Vereine, Netzwerke, Institutionen und Privatleute die Geflüchteten auch bei der Begleitung von Behördengängen oder Arztterminen. Hilfstransporte ins Kriegsgebiet werden organisiert, Geld- und Sachspenden gesammelt oder Sprachkurse angeboten.

Notstromgeneratoren aus Gelsenkirchen

In zahlreichen Kommunen sind zudem Solidaritätspartnerschaften mit ukrainischen Städten auf den Weg gebracht oder bereits vereinbart worden. Münster und Bielefeld, aber auch Dortmund haben eine solche Partnerschaft beschlossen. Die Städte in der Ukraine sollen in ihrer aktuellen Notlage besonders unterstützt werden. In zahlreichen westfälischen Kommunen wird aber auch eine langfristige Städtepartnerschaft angestrebt. 

Neben Hilfsgütern senden die Kommunen auch Feuerwehrautos oder andere wichtige Güter zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur in der Ukraine. So hat die Stadt Gelsenkirchen kürzlich erst Stromgeneratoren für die Kinderklinik der Stadt Kremenschuk in das angegriffene Land geschickt. Die Anschaffung der insgesamt rund 40.000 Euro teuren Geräte sei mit Geldern des Bundes gefördert worden, der Eigenanteil der Stadt betrage zehn Prozent, teilt die Stadt mit.

DRK zieht Zwischenbilanz

Das Deutsche Rote Kreuz in Westfalen-Lippe hat ein Jahr nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Bilanz der in den Ortsverbänden geleisteten Hilfe gezogen. Hierzu gehörte die Unterbringung und Betreuung von Geflüchteten, Hilfen zur Bewältigung des Alltags, Klärung von Suchanfragen sowie Unterstützung internationaler Rotkreuzaktivitäten.

14 DRK-Kreisverbände in der Region betreiben aktuell mehr als 30 Einrichtungen zur Unterbringung von aus der Ukraine geflüchteten Menschen – unter anderem in Bottrop, im Ennepe-Ruhr-Kreis, Gütersloh, Herne und Wanne-Eickel, Lünen, in Olpe, Siegen-Wittgenstein und Warendorf-Beckum, teilt das DRK mit. Mit Unterstützung des DRK wurden nach Ausbruch des Krieges mehr als 12.000 Unterkunftsplätze innerhalb kurzer Zeit geschaffen. Die Hälfte davon entstand bereits in den ersten zweieinhalb Wochen nach Kriegsbeginn, heißt es weiter. Bis zu 1400 ehrenamtliche Einsatzkräfte halfen dabei.


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Neben der Versorgung der Menschen in den Unterkünften liegt ein aktueller Schwerpunkt des DRK auf der Suchdienstarbeit. Von den 27 Suchanfragen seit Kriegsbeginn konnte in 15 Fällen der Kontakt zur vermissten Person mittlerweile wiederhergestellt bzw. zumindest der Verbleib der in Kriegsgefangenschaft befindlichen Männer geklärt werden, so das DRK. Der Landesverband Westfalen-Lippe entsandte zudem einige Kräfte für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) im Rahmen des Ukraine-Konfliktes.

jüb/wsp

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