Hörsäle werden leerer
Zahlreiche Hochschulen in Westfalen begrüßten in dieser Woche ihre Erstsemester. Vielerorts stagnieren die Erstsemesterzahlen oder sind rückläufig. Auch die Gesamtzahl der Studierenden sinkt.
In Siegen schrieben sich 1761 Erstsemester an der Universität ein. Das bedeutet einen Rückgang von 4,8 Prozent (Vorjahr: 1849). Die Gesamtzahl der Studierenden sank innerhalb eines Jahres von 16.397 auf 14.852. Auch andere Hochschulen melden sinkende Studierendenzahlen. So berichtet die Universität Münster, dass im laufenden Wintersemester voraussichtlich rund 43.000 Studierende eingeschrieben sein werden. Darunter sind etwa 5900 Erstsemester. Zwar bleibt die Zahl der „Erstis“ damit auf einem vergleichbaren Niveau wie im Vorjahr, die Studierendenzahl insgesamt sinkt aber um rund 1000. „Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit der Einführung des Deutschland-Tickets mutmaßlich die Zahl der sogenannten ‚Ticket-Studierenden‘ insbesondere der höheren Fachsemester in zulassungsfreien Studiengängen rückläufig ist und auch die Quote im ersten Fachsemester sinken wird“, erläutert Johannes Wessels, Rektor der Universität Münster.
Auch in Bochum an der Ruhr-Universität sind die Studierendenzahlen seit einigen Jahren rückläufig. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, dass man von einem sehr hohen Niveau komme, heißt es aus dem Presseamt der Hochschule. Der Höhepunkt wurde 2013 erreicht, als ein doppelter Abiturjahrgang die Gymnasien verließ. Damals machten die ersten Schülerinnen und Schüler nach acht Jahren am Gymnasium ihr Abitur (G8) – parallel zu den Schülern, die noch nach G9 beschult wurden. Nun treffe die demographische Entwicklung die Hochschulen. Diese wird sich bis 2026 noch verschärfen. Dann wird es in NRW wegen der Rückkehr zu G9 zusätzlich nur wenige Abiturienten geben. Experten sprechen von einer Abi-Lücke. An den Hochschulen laufen bereits die Vorbereitungen für diese Situation.
Deutlicher Rückgang in Siegen
Das Kultusministerium geht nach Schätzungen für das Wintersemester 2023/24 von einem Rückgang der Studierendenzahl von 2,4 Prozent aus. In Siegen fällt dieser mit einem Minus von 9,4 Prozent deutlich stärker aus. Die Hochschulleitung sieht hierfür zahlreiche Gründe. Unter anderem hätten neben Universitäten und Fachhochschulen auch regionale Unternehmen ihre Aktivitäten verstärkt, um junge Menschen zu überzeugen – die IHK etwa verzeichnete in Siegen-Wittgenstein und Olpe einen Zuwachs an Lehrverträgen. Weil zudem zunehmend Studienplätze in Metropolen verfügbar seien, hätten es Universitäten in kleineren Städten schwerer.
Zusätzlich setze die aktuell schwierige Erreichbarkeit der Hochschule in Siegen zu. „Leider sind wir in Siegen aktuell auch durch die Probleme im ÖPNV gebeutelt – gerade die Sperrung der Bahnstrecke zwischen Köln und Siegen macht uns zu schaffen“, erklärte Philipp Schmidt, Leiter des Referats Studierendenservice. Die ÖPNV-Anbindung und die Sperrung der A45-Brücke bei Lüdenscheid erschwerten die Erreichbarkeit Siegens.
jüb, wsp