Hoffnungsträger S-Bahn
Das Münsterland ist eine Pendlerregion – tagtäglich fahren mehr als 100.000 Menschen aus den Kreisen und Städten zum Arbeitsplatz, zur Ausbildung oder auch für Ausflüge nach Münster. Die S-Bahn Münsterland soll den Verkehrskollaps verhindern.
Neun Bahnlinien werden ab 2040 im 20 Minuten Takt in die Domstadt führen und sollen damit in der Region einen Bahnverkehr, beinahe, auf Großstadtniveau bieten. Geplant ist, dass der Ausbau zur „S-Bahn Münsterland“ emissionsfrei und mit Ökostrom geschieht – in Zukunft also keine Dieselzüge mehr unterwegs sein sollen.
Basis des zukünftigen S-Bahn-Netzes sind bestehende Gleisstrecken, auf denen bereits Verkehr unterwegs ist. Doch dort muss einiges passieren, um mehr Zugfahrten zu ermöglichen: So wird die Strecke von Münster nach Enschede elektrifiziert, außerdem braucht es dort mehr zweigleisige Abschnitte um Zugkreuzungen zu ermöglichen. Ähnliches gilt für den Streckenabschnitt Münster-Lünen. Auf anderen Strecken müssen unbeschrankte Bahnübergänge mit Schranken ausgestattet werden, so dass Zugführer dort nicht mehr „auf Sicht“ fahren müssen, denn auch das kostet wertvolle Fahrtzeit. Vorzeigeprojekt der S-Bahn Münsterland und wichtiger Meilenstein ist die Reaktivierung der Strecke von Münster nach Sendenhorst der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE). Dort liegen zwar Schienen, die jedoch seit rund 50 Jahren nur noch für den Güterverkehr genutzt werden. Nun soll die Strecke für den ÖPNV-Verkehr in Stand gesetzt werden, so dass in Zukunft Akku-betriebene Fahrzeuge zwischen den Nachbarstädten pendeln können. Als Zielmarke für den Ausbau wurde ursprünglich Ende 2025 genannt. Die Bauarbeiten seien unkompliziert, hieß es eigentlich vom Verband Nahverkehr Westfalen-Lippe und Projektbeteiligten wie der Stadt Münster und der WLE. Bis sich herausstellte, dass die Arbeiten für den neuen erforderlichen Bahnsteig und die Abstellanlage am Hauptbahnhof Münster doch deutlich komplizierter sind als zunächst erwartet. Nun lautet das neue Ziel, dass ab der zweiten Jahreshälfte 2026 die ersten Züge im S-Bahnbetrieb zwischen Sendenhorst und Münster rollen sollen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das laufende Planfeststellungsverfahren zum Streckenausbau. Hier können Einwände zum Beispiel von Umwelt- und Naturschutzverbänden angebracht werden, aber auch Sorgen von Anwohnern der Strecke – die den Ausbau unter Umständen verzögern.
Sendenhorst baut Mobilstationen
Für viele ist die Strecke Münster-Sendenhorst ein Hoffnungsträger, soll sie doch die Landstraßen zwischen den beiden Städten entlasten und Pendlern eine Alternative zum Schnellbus und dem eigenen PKW bieten. Das Auto ist für viele Bürger in Sendenhorst (vermeintlich) alternativlos. Mit der Folge, dass die Straßen in den beiden Ortsteilen zu den Stoßzeiten verstopft sind, Wohn- und Aufenthaltsqualität durch den Autoverkehr gemindert werden. Die Streckenreaktivierung ist somit auch für die Ortsentwicklung von Sendenhorst entscheidend. Bürgermeisterin Katrin Reuscher will zusammen mit ihren Amtskollegen – dem Münsteraner OB Markus Lewe und dem Warendorf Landrat Dr. Olaf Gericke – bei den Verantwortlichen Druck für mehr Tempo bei der Planung und den Bauarbeiten machen. In dem rund 13.500 Einwohner zählenden Ort geht die Arbeit daher unverdrossen weiter. Dort plant man bereits die Mobilstationen für die Haltepunkte der WLE-Bahn mit Fahrradständern oder auch E-Bike-Ladestationen. Schließlich sollen Pendler in Zukunft dort möglichst komfortabel und klimaschonend in den Zug steigen können.
Lesen Sie mehr zur S-Bahn Münsterland und zur Verkehrswende im WESTFALENSPIEGEL 2/2023.
aki, wsp