Weniger Plätze, mehr Vorsicht
Ob Museum oder Theater, Galerie oder auch Buchhandlung: In allen Kultureinrichtungen bundesweit gilt fortan die „2G“-Regel: Nur Geimpfte und Genesene dürfen rein, heißt es im Bund-Länder-Beschluss. Angesichts hoher Infektionszahlen haben viele Bühnen in Westfalen ihre Schutzmaßnahmen ohnehin bereits erhöht.
Im Schauspielhaus Bochum tragen Zuschauer bereits seit der vergangenen Woche wieder durchgängig eine Maske – auch am Platz. Zudem werden weniger Plätze für die Vorstellungen verkauft, je nach Bühne nur 30 bis 50 Prozent der Plätze. „Wir möchten, dass unsere Gäste die Vorstellungen sorglos genießen können, daher haben wir die zusätzlichen Hygieneregeln eingeführt“, erklärt Schauspielhaussprecher Alexander Kruse. Zu Beginn der Spielzeit sei die Nachfrage nach Karten zunächst zögerlich gewesen, berichtet er. „Wir sehen jedoch, dass Zuschauer, die einmal erfahren haben, dass wir einen sicheren Theaterbesuch ermöglichen, wieder zu uns kommen.“
Große Unsicherheiten
Angesichts der Erinnerung an den langen Lockdown im vergangenen Frühjahr und Winter ist die Unsicherheit im Kulturbetrieb groß. Viele Einrichtungen versuchen, ein Infektionsrisiko weiter zu minimieren. Neben „2G“, Kapazitätsbegrenzungen und Maskenpflicht bittet der Gelsenkirchener Veranstalter Emschertainment seine Gäste, vor dem Besuch von Vorstellungen einen Schnelltest zu machen. Kontrolliert wird das zwar nicht, trotzdem hoffe man auf die freiwillige Unterstützung der Zuschauer, sagt Sprecher Sven Wiggemann. „Wir lassen mehr Platz zwischen den Stuhlreihen, um Gedränge zu vermeiden. Unser Ziel ist es, dass die Zuschauer einen entspannten Abend genießen können.“ Bei vielen Gästen sei die Zurückhaltung nun aber groß, beobachtet er. „Normalerweise werden zur Weihnachtszeit viele Veranstaltungen besucht und auch Karten zum Verschenken gekauft. Viele Menschen sind sich nun unsicher; einige lassen Tickets verfallen, was nicht zuletzt auch für die Künstler bei den Auftritten schade ist.“
Corona hat auch die Spielpläne verändert. Bei Emschertainment prägen nach wie vor Veranstaltungen den Terminplan, die eigentlich schon 2020 stattfinden sollten. Das Apollo Theater in Siegen hat die Spielzeit mit Zurückhaltung geplant. So sind Vorstellungen aus dem Abo-Programm erst ab Februar geplant. Das traditionelle Weihnachtsmärchen, ursprünglich geplant für den Dezember 2020, wird nun voraussichtlich erst im März 2022 aufgeführt. Trotz zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen sei die Unsicherheit bei Zuschauern und auch bei Schulen groß, heißt es von dem Theater. Die Premiere solle erst stattfinden, wenn sich die Pandemiesituation stabilisiert habe.
Die Kultureinrichtungen dürfen trotz hoher Infektionszahlen weiter öffnen, zeigen die aktuellen Beschlüsse. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann kritisierte jedoch dass die im Grundgesetz garantierte besondere Rolle der Kultur wurde im Bund-Länder-Beschluss nicht deutlich werde. Er plädiert für eine allgemeine Impfpflicht als einzigen Weg aus der Krise. Dies sei „das beste Kulturförderprogramm, was ich mir zurzeit vorstellen kann“, so Zimmermann.
wsp, aki