In Siegen startet eine Impfstudie für junge Menschen. Foto: Pixabay
09.07.2021

Impfstudie für junge Menschen

Eine Impfstudie im Kreis Siegen-Wittgenstein nimmt junge Menschen ab zwölf Jahren in den Fokus. Das Forschungsprojekt soll wichtige Erkenntnisse für die Pandemiebekämpfung bringen. 

„Wir wollen Kindern und jungen Menschen zwischen zwölf und etwa 28 Jahren ein Impfangebot machen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und findet unter kontrollierten Bedingungen statt“, sagte Prof. Dr. Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes, die an dem Forschungsprojekt beteiligt ist. Im Rahmen der Studie, die am Freitag (09.07.2021) vorgestellt wurde, soll geklärt werden, welchen Effekt die Impfungen der jungen Menschen auf das gesamte Infektionsgeschehen im Kreis Siegen-Wittgenstein haben. Verglichen werden soll das mit dem Infektionsgeschehen im Märkischen Kreis.

Lehr machte deutlich, dass die Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen aktuell die höchsten Inzidenzwerte aufweist. Tendenz weiter steigend. Daher sei ein Impfangebot für die jungen Menschen so wichtig. Die Covid-19-Impfung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen soll eine schnelle Rückkehr in den gewohnten schulischen und universitären Alltag ermöglichen. Etwa 30.000 junge Menschen der ausgewählten Altersgruppe leben im Kreis Siegen-Wittgenstein und kommen somit für die Impfstudie in Frage.

Aufschlüsse über Impfbereitschaft

Eine ergänzende Befragung soll Aufschlüsse über die Auswirkungen der Pandemie auf die jungen Menschen geben. Dabei geht es unter anderem um Fragen zur Lebensqualität und der Mediennutzung während des Lockdowns. Auch Aufschlüsse über die Impfbereitschaft in bestimmten Bevölkerungsgruppen erhoffen sich die Forscher.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt derzeit noch keine generelle Impfung der 12- bis 17-Jährigen. Eine Empfehlung wurde lediglich für Kinder und Jugendliche mit besonderem Risiko, schwer zu erkranken, ausgesprochen. Die Ethik-Kommission der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster habe das Projekt aber begutachtet und ein positives Votum abgegeben, so die Universität Siegen. Die Stiko sei noch zurückhaltend, weil es noch keine ausreichenden Daten für diese Altersgruppe gebe, sagt Dr. Folke Brinkmann von der Universitätskinderklinik Bochum. Sie selbst habe keine Sorge, sondern halte die Impfung der jungen Menschen für sinnvoll.

Psychische Belastung für Jugendliche hoch

Wie wichtig die Impfung junger Menschen ist, verdeutlichte die Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum des Saarlandes, Prof. Dr. Eva Möhler. So hätten sich während der Pandemie die Suizidversuche junger Mädchen verdoppelt, die Computerspielsucht bei Jugendlichen verdreifacht und auch die Zahl junger Menschen mit Essstörung sei deutlich gestiegen.

Aus der Region sind neben der Hochschule in Siegen auch die Ruhr-Universität Bochum, das Universitätsklinikum Bochum, das Impfzentrum Siegen-Wittgenstein sowie Fachkliniken und Kinderärzte an dem Projekt beteiligt. Außerdem wirken die Universität des Saarlandes und das Universitätsklinikum des Saarlandes mit.

jüb/wsp

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