Inklusive Gastgeber
Die Special Olympic World Games sind die größte inklusive Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung weltweit. Vor dem Start am 17. Juni in Berlin sind zahlreiche Sportler auch in der Region zu Gast.
Vom 17. bis 25. Juni kommen mehr als 7000 Athletinnen und Athleten in Berlin zusammen, um gemeinsam in sportlichen Wettbewerben anzutreten. Bereits eine Woche zuvor reisen die Delegationen aus dem Ausland in den sogenannten Host Towns (Gastgeber-Städte) an. In Westfalen sind 21 Gemeinden, Städte und Kreise dabei. So empfängt Gütersloh etwa 32 Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Begleiter aus Estland. Die Stadt bietet den Gästen neben Trainingsmöglichkeiten auch ein breit angelegten Programm mit Kultur und Begegnung.
„Als Host Town setzen wir ein wichtiges und deutliches Zeichen für Inklusion, im Sport und insgesamt in der Gesellschaft. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit“, sagt Bürgermeister Norbert Morkes. Henning Matthes, Erster Beigeordneter und Sportdezernent der Stadt Gütersloh, unterstreicht: „Host Town zu sein ist eine tolle Gelegenheit, den inklusiven Sport ins Scheinwerferlicht zu rücken und Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung und aus unterschiedlichen Nationen zu ermöglichen. Die Teilnahme am Host-Town-Programm ist für uns als Stadt Gütersloh außerdem ein Startschuss für langfristig angelegte inklusive Sportprojekte und Vernetzung von Akteuren hier vor Ort.“
14 Sportlerinnen und Sportler aus Westfalen am Start
Die Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung in Sportvereinen steckt immer noch in den Kinderschuhen. Vielfach trainieren die Special Olympics Athleten in eigenen Vereinen wie etwa Einrichtungen der Lebenshilfe. Anders ist das etwa bei den Ibbenbürener Kickers, die schon mehrfach für ihr inklusive Fußballangebot ausgezeichnet wurden. Oder beim Tennisclub Eintracht Dortmund. Dort gibt es seit einigen Jahren eine in den Verein integrierte Trainingsgruppe von Menschen mit geistiger Behinderung.
Auch Sophie Rensmann trainiert in Dortmund. Sie ist über ihre Familie zum Tennis gekommen und hat zunächst in einer Gruppe mit gleichaltrigen nicht-behinderten Jugendlichen mitgespielt, erzählt ihr Vater Fritz Rensmann. 2017 hat man dann eine Gruppe gegründet, in der noch weitere Menschen mit geistiger Behinderung trainieren können. „Inklusion ist nie nur einfach und immer mit viel Engagement und Einsatz verbunden“, sagt Rensmann. Seine Tochter ist in ihrem Sport erfolgreich. Sie hat bei den Special Olympics World Games in Abu Dhabi vor vier Jahren bereits eine Bronzemedaille gewonnen. In diesem Jahr ist sie eine von 14 Athletinnen und Athleten aus Westfalen, die nach Berlin reisen.
Größtes kommunales Inklusionsprojekt in der Geschichte
Inklusion ist beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein wichtiges Thema. Daher unterstützt der LWL die westfälischen Host Towns mit insgesamt 100.000 Euro. Münster erhält aus diesem Topf rund 9000 Euro. „Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen und die konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention liegt uns besonders am Herzen“, sagte Dr. Peter Hoppe, Leiter Stabsbereich Inklusion und Kommunales vom LWL. Die „Special Olympics World Games Berlin 2023“ zeigten in vorbildlicher Weise, wie Inklusion im sportlichen Bereich gelingen könne.
Insgesamt wurden im Programm der Host Towns mehr als 200 Städte, Gemeinden und kommunale Projekte in Deutschland ausgewählt, Delegationen aus aller Welt zu empfangen, so das Organisationskomitee in Berlin. Es ist damit das größte kommunale Inklusionsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik. In Westfalen sind dabei: Bielefeld, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Gütersloh, Hamm, Herne, Kalletal gemeinsam mit Lemgo, Lüdenscheid, Meschede, Münster, Nordwalde gemeinsam mit dem Kreis Steinfurt, Olsberg, Paderborn gemeinsam mit Bad Lippspringe und Bad Wünnenberg, Verl, Warendorf und Winterberg.
Münster, das Host Town für die niederländischen Sportlerinnen und Sportler ist, wird im kommenden Jahr die Landesspiele von Special Olympics Nordrhein-Westfalen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ausrichten. Dann werden rund 1500 Athleten erwartet, die in 18 Sportarten miteinander antreten. Hinzu komme ein großes Rahmenprogramm mit Eröffnungs- und Abschlussfeier, Familien- und Gesundheitsprogramm sowie zahlreichen Mitmach-Angeboten, so die Stadt Münster.
jüb/wsp