25.08.2011

Interviewserie „Wer entscheidet in Westfalen“: Dr. Andreas Hollstein, Bürgermeister der Stadt Altena

Altena (wh). Als der Jurist Dr. Andreas Hollstein 1999 hauptamtlicher Bürgermeister in seiner Heimatstadt Altena wurde, stellte er sich einer großen Herausforderung: Der Ort im Märkischen Kreis mit der berühmten Burg ist als schrumpfende Stadt bekannt. Altena verzeichnet die höchsten Bevölkerungsverluste im Bundesland; seit 1970 verlor die Stadt 30 Prozent ihrer Einwohner. Hollstein kämpft gegen diese Entwicklung: Durch einen Erlebnisaufzug, der die Burg mit der Innenstadt verbindet, soll Altena attraktiver werden. Dieses Konzept wurde bereits durch den WestfalenSprung-Preis und das Regionale-2013-Förderprogramm belohnt. Im Interview spricht der Bürgermeister über den Lift, den Bevölkerungsschwund und seine Heimat Westfalen.

Herr Dr. Hollstein, seit kurzem ist es amtlich, Altena bekommt einen Erlebnisaufzug. Wie kann man sich die Fahrt vorstellen?
Dr. Andreas Hollstein: Der Aufzug soll die historische Innenstadt Altenas mit der Burg verbinden und dabei auf einer Länge von 80 Metern jede Menge Unterhaltung bieten. Geführt durch die virtuelle Figuren, Graf Eberhard und eine Fledermaus, soll der Besucher mit der Thematik regionale Sagen und Historie unterhalten werden. Dazu kann zum Beispiel der Eindruck einer realen Wasserfläche, die bei Betreten verschwindet, oder Ritter, die lebensecht den Besucher von einer Multivisionswand aus ansprechen, gehören.

Der Aufzug ist ein Signal für die ganze Region, kündigte der NRW-Wirtschaftsminister an. Wie kann Westfalen davon profitieren?
Hollstein: Weltweit gibt es bislang keinen Edutainment-Aufzug zu einem Denkmal von nationaler Bedeutung, wie der Burg Altena. Vor diesem Hintergrund kann man relativ leicht ermessen, dass andere hochwertige touristische Angebote in der Region wie die Phänomenta in Lüdenscheid, die Dechenhöhle in Iserlohn oder auch das Aquamagis in Plettenberg oder auch der Sauerland-Höhenflug von Altena nach Korbach touristisch mit einem Besuch des Edutainment-Aufzugs verbunden werden können. Die verbesserte touristische Erschließung des heimischen Raumes wird nebenbei auch zur Attraktivität Südwestfalens im Bereich der Vermarktung von Arbeitsplatzangeboten in der leistungsstarken mittelständischen Industriestruktur beitragen.

Welche Rolle spielt denn Westfalen für Ihre Arbeit als Bürgermeister und für Sie persönlich?
Hollstein: Westfalen ist der Platz in Deutschland, an dem ich mich zu Hause fühle und wo ich mich mit den Menschen in besonderer Art verbunden fühle. Westfalen ist ein Landstrich, in dem die Menschen nicht dick auftragen, in dem ein Handschlag noch etwas gilt und die Menschen ein anpackendes Wesen haben. Leider gehört auch dazu, dass das eigene Licht bei den Westfalen häufig genug "unter den Scheffel" gestellt wird.

Als Bürgermeister haben Sie sich den Kampf gegen den Bevölkerungsschwund vorgenommen. Wie wollen Sie junge Leute davon überzeugen, nach Altena zu ziehen?
Hollstein: Altena hat wie keine Kommune in den alten Bundesländern einen riesigen Bevölkerungsschwund in den letzten Jahrzehnten hingenommen. Durch Strukturanpassungen und Steigerung der Lebensqualität sollen junge Leute auch im Interesse der Industrie in der Stadt gehalten werden und auch die Attraktivität für Auswärtige gesteigert werden. Dennoch wird es vor dem Hintergrund der allgemeinen demographischen Entwicklung sicher nicht gelingen, den für fast alle Kommunen prognostizierbaren Bevölkerungsschwund aufzuhalten. Deshalb ist es politische Aufgabe, bei Steigerung der Qualität Strukturen anzupassen und damit eine Kommune demographiefest und zukunftsfest zu gestalten.

Sie selbst sind nach dem Studium und ersten beruflichen Erfahrungen in Ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Was hat sie daran gereizt?
Hollstein: Der Job eines Bürgermeisters ist schon allgemein so vielfältig wie ein bunter Blumenstrauß und damit sicherlich eine besondere Herausforderung. Wenn man zudem, wie ich, die Möglichkeit hat, diesen Job, der viel mit Menschen zu tun hat, in seiner Heimatstadt zu tun, dann hat man die Möglichkeit, viel tiefer in ein Gemeinwesen einzudringen, da man ja auch vorher jahrzehntelang diese Stadt kennen gelernt hat. Darüber hinaus ist Westfalen durch die vorhandenen Zentren und die reizvolle Kultur sicherlich für mich ein sehr lebenswertes Fleckchen auf der deutschen Landkarte.

Haben Sie denn auch persönliche Lieblingsorte in der Region – außerhalb von Altena?
Hollstein: Natürlich gibt es auch andere Lieblingsorte in der Region. Münster mit seiner Historie und seiner universitären Lebendigkeit zählt ebenso dazu, wie das Zentrum Dortmund mit seinen kulturellen und sportlichen Möglichkeiten. Da ich aber auch gerne wandere, bieten der Märkische Kreis und das Hochsauerland mit seinen Talsperren für mich viele Möglichkeiten und attraktive Ausflugsziele.

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