04.09.2012

Interviewserie „Wer entscheidet in Westfalen“: Henning Höne, FDP-Landtagsabgeordneter

Westfalen (wh). Als jüngster Abgeordneter ist Henning Höne im Mai in den Landtag eingezogen. Der 25-jährige Industriekaufmann und Student der Betriebswirtschaftslehre vertritt den Wahlkreis Coesfeld und Borken. Als Sprecher für Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz der FDP-Fraktion reicht sein Themenspektrum vom Kraftwerksbau bis zur Gefahr durch "Bubble Tea". Im Interview mit "Westfalen heute" spricht er über den Beruf "Politiker", den Balanceakt im Umweltschutz und seine Heimat Westfalen.

Seit einigen Monaten sind Sie im Landtag. Wie sind Ihre ersten Erfahrungen?
Henning Höne: Selbst wenn man schon lange politisch aktiv ist, ist die Umstellung vom Ehrenamt auf das Mandat doch groß. Im Landtag trifft man überall auf Leute, die deutlich mehr Erfahrung haben, als man selbst. Das fängt bei ganz praktischen Dingen wie der Bürotechnik an und reicht bis hin zur ersten Rede im Plenum. Da habe ich an einem Dienstag erfahren, dass ich am Donnerstag zum Thema Dichtheitsprüfung von privaten Abwasserkanälen spreche. In solch einer Situation muss man inhaltlich und organisatorisch schnell auf die Höhe kommen.

Wollen Sie nun langfristig Landtagsabgeordneter bleiben?
Abgeordneter zu sein ist ein unheimlich spannender Beruf: Man hat mit vielen verschiedenen Menschen, Interessen und Perspektiven zu tun. Das muss man aufnehmen und aus diesen Informationen eine gescheite Lösung entwickeln. Aber Politik lebt von frischen Ideen und neuen Perspektiven und deshalb kann ich mir zurzeit nicht vorstellen, bis zur Rente in der gleichen Position zu bleiben. Ich könnte mir aber auch nicht vorstellen, in der Wirtschaft bis zur Rente in der gleichen Position zu bleiben.

Warum sind Sie in die Politik gegangen?
Ich war schon immer politisch interessiert. Ein wichtiger Beweggrund, aktiv zu werden, war für mich das Thema Generationengerechtigkeit. Also die Maßgabe, dass jede Generation mit dem Geld zurechtkommt, das sie selbst erwirtschaftet, um nicht die Chancen kommender Generationen schon heute einzuschränken. Dieser Grundsatz trifft aber auch auf die Umweltpolitik zu. Kommenden Generationen sollten wir eine intakte Umwelt hinterlassen.

Was haben Sie sich für diese Legislaturperiode vorgenommen?
Als Oppositionspolitiker geht es mir darum, politischen Themen einen liberalen Anstrich zu verpassen. In der Umweltpolitik ist es mir wichtig, die richtige Balance zwischen verschiedenen Interessen zu finden. Häufig werden die Probleme sehr ideologisch angegangen: Man sieht ein Problem und macht 100 Maßnahmen, um es zu lösen, ohne die Auswirkungen in anderen Bereichen zu beachten. Dabei geht es um ganz praktische Dinge, wie etwa die Spaltenböden bei der landwirtschaftlichen Viehhaltung: Aus Tierschutzgründen sollen die Spalten verkleinert werden. Übertreibt man das, stehen die Tiere im eigenen Mist. Da hätte der Tierschutz dann den umgekehrten Effekt.

Was erwarten Sie vom Klimaschutzgesetz der Landesregierung?
Beim Klimaschutzgesetz in seiner jetzigen Form habe ich Bedenken, dass man einfach alles verbietet, was Schmutz macht. Mehr Klimaschutz ja, aber niemandem ist geholfen, wenn wir so viel Klimaschutz haben, dass keine Firma mehr in Nordrhein-Westfalen investiert und hier Arbeitsplätze verloren gehen.

Neben dem Landtagsmandat engagieren Sie sich auch in Westfalen politisch.
Ich bin in Coesfeld geboren und aufgewachsen und habe in Münster studiert. Ich bin in der Region verwurzelt und auch im Kreistag in Coesfeld und im Landschaftsverband Westfalen-Lippe aktiv. Gerade als ländliche Region hat Westfalen mehr Aufmerksamkeit verdient und braucht auch in Düsseldorf mehr Stimmen, die sich dafür stark machen.

Spüren Sie da eine Benachteiligung?
Ich habe im Landtag noch keine konkreten Fälle in der offenen Diskussion erlebt. Aber ich glaube, dass bei politischen oder auch personellen Entscheidungen häufig unbewusste Gründe eine Rolle spielen. Deshalb wird in vielen Fällen intuitiv die vertraute, also räumlich naheliegende Option gewählt. Ich glaube, dass das dazu führt, dass sich gerade Westfalen mit dem ländlichen Umfeld manchmal etwas abgehängt fühlt.

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