09.08.2011

Interviewserie „Wer entscheidet in Westfalen?“: Ullrich Sierau – Oberbürgermeister der Stadt Dortmund

Dortmund (wh). Über zu wenig Arbeit kann sich Ullrich Sierau nicht beklagen. Seit seinem erneuten Amtsantritt am 18. Mai 2010 hat Dortmunds Oberbürgermeister nicht nur Großprojekte wie das Kulturzentrum Dortmunder U oder die Flutung des Phoenixsees begleitet, sondern sich auch mit den sozialen Problemen in der Dortmunder Nordstadt auseinander setzen müssen. Kurz vor seinem Urlaub hat sich der 55-jährige studierte Raumplaner noch Zeit genommen für ein Interview, in dem er über westfälische Bodenständigkeit, Heimspiele des BVB und das geplante DFB-Fußballmuseum spricht.

Dortmund wird oft als Hauptstadt Westfalens bezeichnet, gilt aber gleichzeitig als Ruhrgebietsmetropole. Was ist Ihnen denn lieber?

Ullrich Sierau: Dortmund ist das verbindende Element zwischen der großstädtisch geprägten Metropole Ruhr und dem eher ländlichen Westfalen. Die Dortmunderinnen und Dortmunder schätzen die hervorragende Infrastruktur der Großstädte ebenso wie die Vorzüge des Freiraumes drum herum. Ich mag das Bodenständige in Westfalen und das Handfeste in der Metropole Ruhr.

Was ist typisch westfälisch in Dortmund?

Sierau: Der Menschenschlag, der verlässlich ist und ordentlich anpacken kann. Die Gastfreundschaft ist spätestens seit der WM 2006 in der ganzen Welt geschätzt.

2010 verwandelte sich die ehemalige Union-Brauerei zum Kulturzentrum "U". In diesem Jahr entstand an einem alten Stahlstandort ein ganzer See und bald eröffnet mit der Thier-Galerie ein großes Einkaufszentrum – ebenfalls auf einem ehemaligen Brauerei-Gelände. Ist der Strukturwandel bald geschafft?

Sierau: Wir sind schon ein sehr ordentliches Stück gegangen auf diesem spannenden Weg, am Ende angekommen sind wir aber noch nicht. Zum Beispiel ist die Arbeitslosigkeit noch zu hoch. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck weiter am Wandel und haben gerade ein Projekt aufgelegt, das zum Ziel hat, mit vielen verzahnten Maßnahmen die Arbeitslosigkeit in Dortmund bis 2015 unter die Zehn-Prozent-Marke zu drücken.

Die sozialen Probleme in der Dortmunder Nordstadt haben Sie als Oberbürgermeister in den letzten Monaten beruflich sehr beschäftigt. Sind Sie eigentlich auch mal privat vor Ort?

Sierau: Dazu bleibt mir leider sehr wenig Zeit. Aber ich schätze die Vielfalt von Kultur und Gastronomie im Norden. Manchmal bin ich im "depot" oder auch im Kino. Spannend finde ich die neue "Hafenliebe" oder "Herr Walter" im Hafen.

Wie und wo verbringen Sie sonst ihre Freizeit in Dortmund und Westfalen?

Sierau: Freizeit ist ein sehr knappes Gut, wenn man Oberbürgermeister einer Großstadt ist. Als leidenschaftlicher BVB-Fan bin ich zu den Heimspielen immer im Stadion. Und ich wandere gern mit meiner Familie – da bieten Dortmund und Westfalen unglaublich viele Möglichkeiten.

2014 soll das DFB-Fußballmuseum in Dortmund eröffnet werden. Das erste Ausstellungsstück steht mit Jogi Löws blauem WM-Pulli schon fest. Welches Erinnerungsstück zur BVB-Meistersaison schlagen Sie für das Museum vor?

Sierau: Auch Übungsleiter Klopp hat ja seinen ureigenen Kleidungsstil. Da gäbe es zum Beispiel die Kappe, mit der er dem Seitenschiedsrichter beim Spiel gegen Mainz 05 beinahe eine Rille in die Stirn gedrückt hätte. Aber Spaß beiseite: Die Schale oder vielleicht ihr "Double" muss natürlich ins Museum. Sie steht für die jüngste Meistermannschaft aller Zeiten und für die Begeisterung einer ganzen Region über den Titel der Saison 2010/2011.

Achtung Redaktionen: Ein Pressefoto von Ullrich Sierau finden Sie im Downloadbereich unserer Website.

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