Rund 150 Musikerinnen und Musiker demonstrierten im März vor dem Rathaus in Münster mit einem "Flash-Mob" für einen Musik-Campus. Foto: Stadt Münster, Meike Reiner
19.05.2022

Ein „Ja“ mit Vorbehalten

Der Durchbruch für den Musik-Campus in Münster ist da. Der Rat der Stadt stimmte gestern für das fast 300 Millionen Euro schwere Projekt.

Mit dem Musik-Campus sollen Musikhochschule, Westfälische Schule für Musik, Sinfonieorchester und die Freie Musikszene ein neues gemeinsames Zuhause in Münster erhalten. Dies sei bundesweit einmalig und „ein architektonischer und kultureller Leuchtturm“, heißt es von der Stadt Münster. 

Nach einem langem Abstimmungsprozess und vielen Vorbehalten gegenüber der Finanzierung stimmte der Münsteraner Rat nun für eine Fortsetzung der Planungen zum Musik-Campus – jedoch nur unter zwei Bedingungen: Die Stadt und die Westfälische Wilhelms-Universität müssen gemeinsam Drittmittel in Höhe von 65,2 Millionen Euro einwerben. Das Land NRW müsse zudem eine in Aussicht gestellte finanzielle Unterstützung für den Neubau der Musikhochschule in Höhe von 130,5 Millionen Euro garantieren. Erst wenn diese Drittmittelzusagen vorliegen, soll der Baubeschluss gefasst werden. Der städtische Kostenanteil an dem Projekt soll laut Ratsbeschluss 70,1 Millionen Euro betragen. Weitere 31,6 Millionen Euro will die Stadt über Fördermittel akquirieren. 

Einzug 2030?

Der Musik-Campus soll voraussichtlich ab 2027 hinter dem Botanischen Garten der WWU an der Hittorfstraße errichtet werden. Dabei soll auf die Grün- und Freiflächen Rücksicht genommen werden bzw. sollen diese weiterentwickelt werden, heißt es im Ratsbeschluss. Wie genau der Bau einmal aussehen wird, soll ein hochbaulicher Wettbewerb in den nächsten zwei Jahren zeigen. Wenn die Planung glatt läuft, könnten die Bauarbeiten für den Musik-Campus 2027 starten. Im Idealfall könnten dann 2030 die erste Proben und Konzerte dort stattfinden.

Der Musik-Campus soll für die Musik in der Stadt Münster gleich mehrere Probleme lösen: Das Sinfonieorchester kann derzeit nur unter mangelhaften Bedingungen proben, der Musikhochschule fehlen Räume und die Westfälischen Schule für Musik ist für Menschen mit Handicap praktisch nicht nutzbar. Auch die freie Musikszene der Stadt soll in dem Leuchtturmprojekt einen Platz finden, betont die Stadt. Kritiker misstrauen jedoch den Kostenschätzungen und verweisen auf das Beispiel München: Dort wurden für ein neues Konzerthaus als Spielstätte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und Standort der Musikhochschule zunächst weniger als 400 Millionen Euro veranschlagt – vor einigen Wochen sprach Ministerpräsident Markus Söder schließlich von einem Kostenrahmen von einer Milliarde Euro und warf die Frage auf, ob das überhaupt noch bezahlbar sei.

In Münster habe die Entscheidung des Rats für den Musik-Campus eine „erhebliche Bedeutung“, sagte Oberbürgermeister Markus Lewe in einer Videobotschaft nach der Abstimmung am Mittwochabend. Es gehe bei dem Projekt „um die Kernfrage, welche Rolle spielt die Musik in unserer Stadt – und Münster ist wahrhaftig sehr musikalisch.“

wsp

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