Das Trikot des Max Girgulski. In der Online-Ausstellung erzählt es seine Geschichte. Foto: Deutsches Fußballmuseum
04.02.2021

Jüdische Schicksale im deutschen Fußball

Im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ rückt das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund die Lebensgeschichten von elf jüdischen Fußballspielern in den Mittelpunkt einer Ausstellung.

Die Schau „Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball“ zeigt die dramatischen Brüche der Lebenswege jüdischer Fußballer und Fußballfunktionäre unter der Diktatur der Nationalsozialisten. Häufig waren sie Pioniere bei der Gründung von Vereinen und wurden mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ausgeschlossen. Sie wurden verfolgt, vertrieben und in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches ermordet.

Die Corona-Beschränkungen verhindern derzeit, dass die Ausstellung im Fußballmuseum öffnet, jedoch gibt es auf der Website des Museums einen ersten Einblick in die Schau. Mit Bildern und Texten sowie Video- und Tondokumenten werden sechs jüdische Fußballer und ihre Lebensgeschichten vorgestellt. Die in Neuseeland lebende Nichte des jüdischen Fußballers Gottfried Fuchs kommt zu Wort, ein besonderes Trikot erzählt seine Geschichte und Bewegtbilder eines Fußballspiels aus dem Jahr 1910 sind zu sehen.

„Erinnerung ist jeden Tag“

In der Online-Ausstellung erinnert das Fußballmuseum auch an den in Gelsenkirchen geborenen Ernst Alexander. Er galt als großes Fußballtalent des FC Schalke 04, doch wurde er 1933 aus dem Verein ausgeschlossen. Alexander floh in die Niederlande, von wo aus er 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Zur Erinnerung an den jüdischen Fußballer verleiht der FC Schalke 04 seit 2018 die Ernst-Alexander-Auszeichnung an Menschen, die sich für Integration, Vielfalt und Toleranz einsetzen.

Mit der Ausstellung möchte das Fußballmuseum ein klares Zeichen gegen Antisemitismus setzen, der heute – auch im Fußball – immer noch weit verbreitet sei, teilt das Museum mit. „Erinnerung ist jeden Tag. Daher bildet unsere neue Wanderausstellung auch nur den Anfang für eine ganze Reihe von Beiträgen und Veranstaltungen zum Thema Fußball und Antisemitismus in diesem Jahr. Wir wollen ebenso die noch viel zu wenig beachtete Pionierleistung jüdischer Fußballspieler und Funktionäre zu Beginn des 20. Jahrhunderts herausstellen. Diese Zusammenhänge in inhaltlichen Formaten aufzuarbeiten, ist längst überfällig“, so Museumsdirektor Manuel Neukirchner.

Nach dem Ende der allgemeinen Corona-Beschränkungen wird die Wanderausstellung „Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball“ mit begleitenden Beiträgen und Inhalten landesweit in Schulen und Bildungseinrichtungen zu sehen und ebenso Bestandteil des Bildungsprogramms im Deutschen Fußballmuseum sein.

Hier geht’s zur Online-Ausstellung.

wsp

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