Schlafen in alten Gemäuern: Die Jugendherberge Wewelsburg. Foto: Björn Rescherbek, DJH WL
28.05.2020

Jugendherbergen vor Neustart

16 Jugendherbergen in Westfalen öffnen nach einer wochenlangen Pause am Pfingstwochenende wieder für Gäste, zehn bleiben jedoch bis Mitte August geschlossen. Klar ist, in den Herbergen wird es angesichts coronabedingter Einschränkungen deutlich „luftiger“ werden.

„Wir werden die Anzahl der Gäste deutlich beschränken und nur einen Teil der Zimmer gleichzeitig belegen“, sagt Wolfgang Büttner, Geschäftsführer des Landesverbandes Westfalen-Lippe im Deutschen Jugendherbergswerk. Vermieden werden soll unter anderem, dass es in Speisesälen zu eng wird und der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Auch die gemeinsame Nutzung von WCs und Bädern ist untersagt. Gerade Jugendherbergen, mit vielen Mehrbettzimmern ohne eigene sanitäre Einrichtungen, können derzeit noch nicht öffnen. „Für sie wäre ein wirtschaftlicher Betrieb unter den neuen Vorgaben nicht möglich“, erklärt Verbandssprecherin Maike Braun.

Einahmen brechen weg

Für Jugendherbergen, die nun kurz vor der Wiedereröffnung stehen, bricht ebenfalls ein großer Teil der Einnahmen weg – nicht nur aufgrund des notwendingen Mindestabstandes. „Etwa 70 Prozent unserer Gäste sind Schulklassen oder auch Jugendgruppen. Sie dürfen zurzeit nicht reisen. Ob es im nächsten Schuljahr wieder Klassenfahrten geben wird, ist derzeit noch ungewiss“, erklärt Braun.

Das Interesse von Familien, Paaren oder auch Einzelreisenden ist nach einem wochenlangen Reiseverbot aber groß. „Es gibt viele Anfragen, gerade auch für Übernachtungen am Pfingstwochenende“, erzählt Frank Piontek, Hausleiter der Jugendherberge in der Wewelsburg. Sein Glück im Unglück: Die Einrichtung wurde in den letzten Jahren modernisiert und bietet nun im alten Gemäuer der Burg zahlreiche Familien-, Einzel- und- Doppelzimmer. Ein vorsichtiges Herantasten an die neue Situation mit einer reduzierten Zimmervermietung steht dort im Mittelpunkt. Es soll mehr Raum für die Gäste geben, to werden statt 120 nur noch 40 Leute im Speisesaal sitzen. Einige Polstermöbel wurden abgesperrt und beim Frühstück wird es keine Selbstbedienung mehr geben. „Ich hoffe, dass sich die Gäste trotzdem wohlfühlen“, sagt Hausleiter Piontek.

Das Jugendgästehaus Münster. Foto: Björn Rescherbek, DJH WL

Das Jugendgästehaus Münster. Foto: Björn Rescherbek, DJH WL

Das Jugendgästehaus am Aasee in Münster, eine der größten Einrichtungen in Westfalen, wird in nächster Zeit nur etwa die Hälfte der Betten belegen. 60 bis 70 Gäste werden zum Neustart am Pfingstwochenende begrüßt, einige Radtouristen haben sich angekündigt. Auch dieses Haus profitiert davon, dass es noch im vergangenen Jahr eine umfangreiche Renovierung gab. So kann die Einrichtung leichter an Hygienevorschriften und weitere Vorgaben angepasst werden. „Für unser Haus ist es typisch, dass viele Einzelreisende, die Münster besuchen, bei uns übernachten. Wir hatten immer schon eine bunte Mischung von Gästen“, sagt Hausleiterin Christiane Heinichen. Dennoch sind die Rückgänge auch dort dramatisch. Neben Gruppenreisen fallen in den nächsten Monaten zum Beispiel auch Chorfreizeiten und zahlreiche Tagungen weg. Die Einhaltung von Vorgaben und Vorsichtsmaßnahmen hat oberste Priorität. So ist bei aller Freude über die ersten Gästeankünfte für Heinichen klar: „Das turbulente Herbergsleben, das wir kennen und mögen, das wird es vorerst nicht geben.“

wsp / aki

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