Karte mit Lücken
Die neue „Kulturkarte NRW“ zeigt, wo sich Kinos, Museen, Bibliotheken und Theater befinden. Viele bedeutende Kultureinrichtungen fehlen aber.
Auf einer interaktiven Karte durch Nordrhein-Westfalen reisen und schauen, welche kulturellen Angebote es gibt – das soll jetzt online mit der neuen „Kulturkarte NRW“ möglich sein. Die digitale Karte des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) zeigt, wo sich Kinos, Museen, Theater, Bibliotheken, Volkshochschulen, öffentliche Musikschulen und Weiterbildungseinrichtungen befinden. Wer in eine Stadt oder Gemeinde hineinzoomt, kann dort die entsprechenden Punkte anklicken. Insgesamt sind die Adressen von fast 3500 Kultureinrichtungen aus acht unterschiedlichen Kulturbereichen abrufbar. So sind zum Beispiel Museen zu finden vom Robert-Koepke-Haus im lippischen Schwalenberg bis zum Deutschen Bergbau-Museum in Bochum.
Ruhrfestspielhaus und Oetker-Halle: Fehlanzeige
Doch die Karte hat noch zahlreiche weiße Flecken. Beispiel Theater: Wer nachsehen will, ob es in Arnsberg, Lippstadt, Coesfeld, Minden oder Herford Theater gibt, erhält keinen Treffer, obwohl in allen fünf Städten große Häuser regelmäßig Theateraufführungen anbieten. Das Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen, die größte Spielstätte der renommierten Ruhrfestspiele, ist auf der „Kulturkarte NRW“ nicht als Kulturort markiert, auch nicht die Jahrhunderthalle Bochum, eine der wichtigsten Spielstätten der Ruhrtriennale. Selbst Theater mit eigenen Ensembles und festen Spielstätten fehlen wie das vielfach preisgekrönte Helios Theater in Hamm oder das Rototheater in Dortmund. Der Deutsche Bühnenverein, dessen Daten nach Angaben von IT.NRW als Grundlage dienten, teilt auf Anfrage des WESTFALENSPIEGEL mit, dass auf seiner Theaterliste alle Mitgliedsbühnen genannt sind und auch einige freie Bühnen, „die nicht bei uns Mitglied sind“, aber: „ohne Anspruch auf Vollständigkeit“.
Auch bei den Museen sind nicht alle Häuser mit einem blauen Punkt markiert: Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe ist zwar auf der Karte eingezeichnet, aber als blauer Punkt mit der Adresse Domplatz 10 ist nur eine „FilmGalerie“ genannt. Auch das benachbarte Archäologische Museum der Universität Münster trägt keinen blauen Punkt. Das Dortmunder U, Heimstätte des Museum Ostwall und des Hartware MedienkunstVereins, ist laut der Kulturkarte nur der Sitz des Dortmunder Kunstvereins und des „Kino im U“.
Konzerthäuser wie das Konzerthaus Dortmund und die Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld und legendäre Musikclubs wie das Gleis 22 oder Jovel in Münster fehlen noch gänzlich auf der Kulturkarte NRW, auch die GOP-Varieté-Theater in Bad Oeynhausen und Münster, das DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst in Hörstel und Literatureinrichtungen wie das Westfälische Literaturbüro Unna, das im Nicolaiviertel in Unna Veranstaltungen anbietet und das Internationale Krimifestival „Mord am Hellweg“ ausrichtet. Und wer nach kulturellen Angeboten im ländlichen Raum sucht, findet zum Beispiel in Reelkirchen bei Blomberg im Kreis Lippe keinen einzigen farbigen Kulturpunkt, obwohl im Ort ein engagierter Verein im Wasserschloss Ausstellungen, Performances und Konzerte veranstaltet.
Köln ist Hochburg der Museen
Eine Auswertung der Daten für die Museumsstandorte von IT.NRW zeigt, dass Köln mit 42 Museen und Ausstellungshäusern die museumsreichste Stadt in NRW ist und damit vor den Kreisen Lippe (33), Siegen-Wittgenstein und Steinfurt sowie der Stadt Bonn (jeweils 32) liegt. Die bisherigen Daten beruhen auf Angaben des Deutschen Bühnenvereins, des NRW-Landesverbands der Volkshochschulen, des Verbands deutscher Musikschulen, der Filmförderungsanstalt FFA, des Instituts für Museumsforschung und des Hochschulbibliothekszentrums NRW. Der IT.NRW seien schon mehrere fehlende Kultureinrichtungen gemeldet worden, so eine Sprecherin des Landesbetriebs gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Zukünftig soll die Kulturkarte NRW um weitere Kulturstandorte ergänzt werden.
Martin Zehren, wsp
Zur interaktiven Kulturkarte geht es hier entlang.